Der Name WARDRUNA geistert schon seit einigen Jahren durch den Untergrund. Das Interesse an diesem Projekt wurde immer wieder mit kleinen Häppchen befeuert, wie z. B. im Soundtrack zur „True Norwegian Black Metal“-Dokumentation von Peter Beste, oder durch bekannte Mitstreiter wie Gaahl (GORGOROTH), der gerade im frisch vergangenen Jahr durch allerlei aufsehenerregende Nachrichten von sich reden ließ.
Dreh- und Angelpunkt bei WARDRUNA sind allerdings nicht die Personen und deren musikalische Engagements. Für Einar Kvitrafn Selvik(JOTUNSPOR, GORGOROTH), sozusagen das geistige Oberhaupt dieses Kollektivs, geht es um die tiefe Verbundenheit mit nordischem Heidentum, der Natur und die Beschäftigung mit den alten Futhark-Runen, alles in Kombination mit Musik, die sich abseits jeglicher Metal-Streifzüge auf einer hohen spirituellen Ebene bewegt.
Der „Runaljod“-Komplex wird aus drei Teilen bestehen, „Gap Var Ginnunga“ eröffnet die Trilogie mit den Runen Hagal, Bjarkan, Thurs, Jara, Laukr, Kauna, Algir und Dagr, die in den zwölf Stücken behandelt werden.
WARDRUNA bedeutet vor allem eins: intensive Atmosphäre. Frei von Klischees und ausgelutschten Mustern wird hier die Anmut und Mystik nordischer Landschaften beschworen, die alten Legenden über sie regelrecht fühlbar gemacht. Dies ist vor allem dem Gebrauch traditioneller aber auch unorthodoxer Instrumente zu verdanken. Das wären sowohl Hirschrahmentrommeln, Maultrommeln, Ziegenhörner, Luren, Hardanger-Fiedel oder auch die ‚Tagelharpe‘, als auch Bäume, Steine und Naturgeräusche, die man an unterschiedlichen Aufnahmeorten eingefangen hat.
Aber der Klang der Instrumente bestimmt noch nicht allein den Klang eines Werkes. Erst in Verbindung mit den Kompositionen und der spirituellen Energie, die durch dieses Album strömt, entfaltet sich die fesselnde Wirkung.
Skandinavien, seine Natur, Folklore und Geschichte – das weckt Erinnerungen an mehr oder weniger verwandte Projekte wie STORM, WONGRAVEN, HAGALAZ RUNEDANCE, ferner vielleicht auch ISENGARD und frühere ULVER. Im Skandinavien-Boom Mitte der 90er haben gerade erstere einen regelrechten Kultstatus erworben, wobei ich persönlich dem Singsang STORMs und dem halbgaren Ambient-Mittelalter-Gebräu WONGRAVENs weder damals noch heute sonderlich viel abgewinnen konnte. Das war weder den zeitlichen noch technischen Umständen geschuldet, in denen diese Alben entstanden sind, sondern lag (und liegt) ganz einfach am (im Vergleich zu Werken anderer Künstler) äußerst dünnen, atmosphärischen Unterbau.
WARDRUNA ist hingegen eine fesselnde Reise an faszinierende, mystische Orte, die den Hörer sofort in seinen Bann zieht. Den Stücken wohnt ein manifester, dem eigenen Herzschlag gleichender Rhythmus inne, die Instrumente und Melodien lassen die ungreifbare Weite uralter Landschaften spürbar werden, besungen und beschworen von klaren, zarten und geheimnisvollen Stimmen. Was sich hier eventuell leicht blümerant liest, ist einfach die Intensität der Klänge, des ganzen Albums, überzeugend, ohne Kitsch oder Pathos. Allein schon der umwerfende Einstieg mit „Ár var Alda“, wenn das Horn in der Ferne erklingt, und wenn dann mit „Hagall“ dieser mächtige Trommelrhythmus einsetzt… Gänsehaut pur!
Es ist das Eintauchen in eine Welt, die unserer Realität, unserem Alltag näher steht, als wir glauben und doch nicht ferner sein könnte.
Das Review trifft es im Großen und Ganzen ziemlich genau, was auf diesem Silberling geboten wird. Ich würde den musikalischen Vergleich, soweit es sich um Hagalaz Runedance handelt, auf die schamanistische, ruhige Seite von \"Volven\" und manche Sachen von Hekate beschränken. Ansonsten regiert hier weniger der Neofolk, als vielmehr der Ambient. Eigentlich sind nur wenige der enthaltenen Stücke so etwas wie Songs, etwa \"Bjarkan\", \"Jara\", \"Laukr\" und der erste Teil von \"Algir\", der Rest ist nur Geräusch, wenn auch durchaus athmosphärisch und gefällig. Wie ein Filmsoundtrack. Ich finde das Ganze über die Länge der CD zu gleichförmig und gebe deshalb nur sechs Punkte.