Mir persönlich ist das schnuckelige Königreich Belgien zwar eher im Zusammenhang mit Nougatpralinen und alten Comicheftchen bekannt, aber warum nicht auch mal ein wenig Metal aus dem Beneluxstaat? WAPENSPRAAK & DRINKGELAG für ihren Teil erfüllen die Herkunftsbedingung und so schmeiße ich das [2007 erneut veröffentlichte] Scheibchen „Onder De Banier Van Het Gewei“ in die Anlage und probiere fachmännisch herauszufinden, ob Tim und Struppi in ihrer Heimat bald auch mal ein metallisches Abenteuer erleben dürfen…
Das fast zweiminütige Intro „Kjökkemöddinger“ legt zunächst die Vermutung nahe, dass in der nächsten Stunde vor allem Paganklänge, Folkmelodien und getragene Mid-Tempo-Songs meine Boxen dominieren werden, na gut, warum auch nicht? Doch als dann „Sakserwoede“ ertönt, muss ich mich doch glatt etwas erschrecken: Räudig und rockig geht es zu Werke, Flöten und Akustikklampfen werden ordentlich weggepackt und es thrasht ein wenig im Gebälk. Kein Wunder also, dass der Klan höchstselbst seine Mucke mit dem originellen Prädikat „Pagan Stormfolk Thräsh Attakk“ versehen hat. SODOM meets BATHORY meets Folkgedüdel – so oder so ähnlich kann man das wohl ganz gut auf den Punkt bringen.
Am Anfang ist das auch eine recht spaßige Angelegenheit, die Musik lädt in der Tat förmlich zu einem zünftigen Trinkgelage ein, doch irgendwie geht dem Ganzen schneller die Luft aus als es mir lieb ist. Melodien wiederholen sich, Riffs aus dem metallischen Fundbüro werden hervorgefischt und das Songwriting lässt an einigen Stellen dann doch sehr zu Wünschen übrig. Auch der fast zwölfminutige Schlepper „Toorn Van De Groentroon“, der recht hoffnungsvoll beginnt, schafft es leider nicht, die eingangs aufgebauten Spannungsbögen aufrecht zu erhalten und verwässert gegen Ende in einem unentschlossenen Stilmix – schade! Nach dem sechsten Song „Puur Heidens Krijgsmetaal“ ist das eigentliche Werk „Onder De Banier Van Het Gewei“ auch schon vorbei, doch da man Re-Releases ja gerne noch mit Bonusmaterial vollkleistert, folgt nun noch WAPENSPRAAK & DRINKGELAGs Anteil der Split mit GARMENHORD. Außer dem recht gut gemachten Intro ist dieser Teil der CD nicht weiter erwähnenswert und auch musikalisch mehr oder minder mit dem Hauptschaffen gleichzusetzen.
Wer sich für paganbasierten, folkloristisch untermalten und räudigen „In-die-Fresse-Metal“ begeistern kann und sich nicht an verbesserungswürdigem Songwriting und kompositorischer Einfallslosigkeit reibt, dem könnte „Onder De Banier Van Het Gewei“ ganz gut gefallen, für alle anderen besteht hingegen keine Hörpflicht. Da müssen Tim und Struppi wohl doch weiterhin die weite Welt bereisen…
Kommentare
Sag Deine Meinung!