Moment mal! Bevor man sich das zweite Album der WAMPYRIC RITES gönnt, kann ein Blick in den guten alten Dierke Weltatlas nicht schaden. Die Band stammt aus Ecuador. Das liegt eigentlich auf der anderen Seite der Erde, streift den Pazifik und wird vom Äquator durchquert. Hört man den fiesen, messerscharfen Sound des Openers “The Ancient Tyrant Returns From The Deep Forgot” möchte man die Truppe indes umgehend im Hohen Norden mit Anbindung an den Polarkreis verorten, so kalt und atmosphärisch kriecht der Track aus den Lautsprechern.
WAMPYRIC RITES lassen Südamerika in Kälte versinken
Auch der zweite Track “Rites Under The Fullmoon” kann mitnichten als milde temperiert bezeichnet werden. Alleine der Auftakt mit der wummernden Double Bass ist großartig. Die WAMPYRIC RITES präsentieren ein machtvolles Stück Musik mit bösartigen Vocals, die zwischen verzweifeltem Keifen und abgründigen Brunftlauten changieren. Garniert wird der Song von sehnsüchtigen Melodiebögen, die eine Verneigung vor der alten, norwegischen Schule darstellen. Angenehm ist auch, dass man auf durchgehendes Geballer verzichtet und die Blastbeats immer wieder von groovigen Up-Tempo-Passagen unterbrochen werden.
“The Wolves Howl To The Moon” überrascht, fesselt und lässt nicht wieder los
Bei einer Songliste von fünf Tracks gönnen wir uns ausnahmsweise einen detaillierten Blick auf das Album. “Admist The Fog Of Eternity” ist sicherlich als Interlude gedacht, bleibt aber mit breiten Schultern atmosphärisch wie ein eigenständiges Instrumental im Türstock hängen. Auch hier ziehen wieder eiskalte Winterstürme in rabenschwarzen Nächten auf. Den Höhepunkt stellt freilich der Titeltrack dar. Nach einem folkloristischen Intro an akustischen Instrumenten, lässt Wolfsgeheul das Blut in den Adern stocken, nur um in bestem infernalischem Rumpel-Black-Metal aufzugehen. DARKTHRONE trifft auf EMPEROR trifft auf Depressive Black Metal und das alles zusammen trifft voll ins Schwarze. Nach fünfeinhalb Minuten ändert der Song unvermittelt die Gangart und befreit sich sich in einem punkigen Zwischenakt von Dunkelheit und Melancholie. Der Spagat glückt auch hier wieder, denn der zweite Teil setzt kurz danach dort an, wo der erste Teil aufgehört hat.
Ein Meisterwerk mit einem einzigen Manko
Auch der Abschluss-Track lässt einen schon beim Auftakt-Riff andächtig das umgedrehte Kreuz in Gedenken an die gute alte Zeit zurecht rücken. Es wird wahnsinnig geschrien, es heulen die Gitarren fiebrig auf und all das wird von Orgel und sogar hörbaren Tieftönern begleitet. Immer wieder wechselt das Tempo, immer wieder werden mittelalterliche Melodien aus dem Hut gezaubert. Das erinnert gewaltig an die One-Man-Show GODKILLER aus Monte Carlo.
Man möchte es kaum glauben, wenn das Album mit einem Synth-Outro etwas zu blumig ins Ziel geht und tatsächlich: Zwei, drei Nummern hätten die Platte zu einer Großtat werden lassen. So stellt “The Wolves Howl To The Moon” eine extrem dichtes und gut austariertes Album dar, dass im Verhältnis zum Vorgänger “The Eternal Melancholy Of The Wampyre” einen genauso überragenden Titel trägt, in Sachen Gemeinheit und Lo-Fi-Ästhetik aber einen Gang zurücklegt und eine dezent wohlklingendere Melange aus verschiedenen Arrangements und Black Metal im ursprünglichsten Sinn bietet.
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