Waltari - Global Rock

Review

Galerie mit 25 Bildern: Waltari – Rock Hard Festival 2024

WALTARI propagierten anlässlich ihres letzten Albums „You Are Waltari“ das Motto „go back to crazy“ und sind mit ihrem neuen Studioalbum „Global Rock“ mittlerweile beim Crazy Rock angekommen: Die Botschaft dahinter: Alles kann, nichts muss, aber ausgefallen sollte es trotzdem sein. Von Standardformeln hält das siebenköpfige Musikerkollektiv um den rothaarigen Kärtsy Hatakka also wenig, aber eine Erwartungshaltung gibt es trotzdem: WALTARI standen schon immer für großartige Refrains und tanzbare Rhythmen, und das hat sich nicht geändert.

WALTARI stehen nach wie vor für „alles kann, nichts muss“

Wenn also im Opener „Postrock“ die Stimme des Sängers zunächst mit Autotune bis zur Unkenntlichkeit entstellt wird, ist das kein billiges Springen auf irgendeinen Modezug, denn an der nächsten Ecke wartet ein eingängiger Refrain. Und von erwartbaren Songstrukturen weicht das Stück auch ab, endet es doch in einem gleichsam endlosen wie großartigen Gitarrensolo. Und WALTARI haben derzeit nicht weniger als vier (!) zum Teil überbegnadete Gitarristen in ihren Reihen.

Aber „Global Rock“ befriedigt auch die Metallerseele – vielleicht nicht mit dem melodischen „Metal Soul“, sondern eher mit „No Sacrifice“ oder „The Way“. Natürlich auch hier mit der Einschränkung, dass wir es hierbei nicht (ausschließlich) mit der Death-Metal-Sinfonie im tiefen C zu tun haben, sondern dass cheesige Refrains nach wie vor das Lebenselixier der verrückten Finnen sind.

Cheesige Refrains als Lebenselixier

Womit wir beim Thema sind: „Skyline“ zeigt nicht nur eine andere Passion von Sänger Kärtsy, das Rappen, wozu er sich mit Raymond Ebanks (alias BOW) von BOMFUNK MC’s einen passenden Sparringspartner ins Studio geholt hat – nein, der Refrain ist im positiven Sinn an Cheesiness nicht zu überbieten. Weltklasse! „Sick’n’Tired“ mit seinen anfangs fröhlichen Gitarrenakkorden holt die melancholische Eingängigkeit vom 95er-Hit „The Stage“ zurück, während „Boots“ mit seinen synthetischen Rhythmen die ultimative Tanzaufforderung darstellt: These boots are made for rocking!

Doch damit haben die Finnen ihr Stilgemisch noch nicht fertig angerührt: Da fehlen noch „Ohoho“-und „Heyheyhey“-Chöre, die in „Going Up The Country“ und „Sand Witch“ äußerst plakativ (und effektiv) eingeflochten werden. Und in „And The“ wildern die Finnen im extremen Metal. Verhalten ist hier jedenfalls nichts. Aber „Global Rock“ wäre auch kein richtiges WALTARI-Album, wenn im abschließenden „Beloved“ ein harmonizergetränkter Refrain fehlen würde.

Keine halben Sachen auf „Global Rock“

Die Finnen haben also wieder keine halben Sachen gemacht, sondern zeigen sich einmal mehr reichlich selbstbewusst. Das ist bei einer Band, die schon immer für Wandel standen, gleichzeitig den Erfolg der Vegangenheit stets aufs neue bestätigen muss, äußerst erfreulich. Für den Hörer und den Fan wiederum auch, denn „Global Rock“ zeigt, dass WALTARI weder etwas verlernt haben noch sich auf altbewährten Formeln ausruhen. Stark!

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07.04.2020

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2 Kommentare zu Waltari - Global Rock

  1. Buddy S. sagt:

    Eine der wenigen Bands, die mich bislang noch so gut wie nie entäuscht haben. Das liegt sicherlich auch an dem ganz eigenen Stil wie die Jungs um Kärtsy ans Werk gehen. Genau wie der Reviewer sehe ich das als großen Pluspunkt. Dass Waltari wohl nie mehr ein waghalsiges Projekt wie 1996 wagen ist zwar schade, aber ich bin um jeden Output den die Jungs seit 89 machen, froh. Gepackt haben die mich bestimmt auch schon vor 14 Jahren mit ihrer So Fine! und Big Bang Platten, als ich sie das erste Mal entdeckte. Seitdem gabs immer mal wieder ein Album, welches nicht ganz so gut abschnitt bei mir aber seit Release Date kann ich mich eigentlich nicht mehr beklagen. Da ich keine Nachkommastellen vergeben kann, runde ich auf satte 9 Punkte auf. Gern dürfen die Jungs auch die nächsten 20 Jahre noch so weitermachen.

    9/10
  2. Schraluk sagt:

    Ziemlich unfassbar. Diese Band verfolgt mich fast schon mein ganzes Leben. Durch Beziehungen, Identitätsdiesdas und alles. Die ‚Torch‘ 1992 lief rauf und runter. Trotz ‚Red Hot Chili Pepper‘ und beginnender Spaß-Rap—Rock-Metal Phase, in deren Fahrwasser Waltari mitunter gepackt wurden, lieferten sie immer wieder, zwar oft mit Ähnlichkeiten zu anderen Bands und Trends ausgestattet, großartige Platten ab. Aber mit einem ureigenen Charme, getragen von einer Experimentierfreude, einem Hang zur Extrovertiertem und irgendwas immer Durchgeknalltem. Selbst in meinen Jahren abseits des Gitarren-Kosmos und versunken in düsteren und apokalyptischen Techno-Elektronik-Sphären lag musikalisches von Kärtsy Hatakka und Jari Lehtinen , den Masterminds, auf dem Plattenteller. Schräges auf schrägen HipHop- und Techno-Labels (Sähkö015, Bäm).

    ‚Global Rock‘ ist ein poppiges, schrammelndes, Singen-und rappendes, gute Laune versprühendes, nicht Metal aber Gitarre, aber nicht nur Album für den Corona-Sommer auf dem Balkon mit Tüte. Gibt auch Sachen die besser sind, aber eben auch Kirmesvarianten die mieser nerven. Und außerdem ist nicht nur Robert Smith sehr alt geworden. Sondern auch andere.

    7/10