Meine Fresse, was gehen die direkt in die Vollen! In herrlich gewohnter Slayer-Manier werden die einzelnen Tracks wie Maschinengewehrsalven aus den Lautsprechern geschossen. Ehe man realisiert, wie schnell und brutal der Song war, ist auch schon der nächste am Start. WALLS OF JERICHO zappeln also nicht lange. Candance Kucsulain (yep, das ist ein Mädel, das da rumbrüllt) schreit um ihr Leben und der Rest der Band tut ihr Übriges, um bei dieser temperamentvollen Dame mithalten zu können.
Das gelingt der Band auch vorzüglich. Bereits das kraftvolle „A Trigger Full Of Promises“, zu dem es auf der bandeigenen Homepage auch ein Video zu sehen gibt, kommt mit super-genialen Riffs (die Band sollte sich eine Tour mit BLOOD RED ANGEL buchen) daher, die sogar einen Kerry King (SLAYER) vor Neid erblassen lassen würde. Geil! Auch die Songtitel an sich sind sehr amüsant. So z.B. „I Know Hollywood And You Ain´t It”. Die High-Speed-Granate walzt mit Affenzahn durch die Landschaft. Da wächst kein Gras mehr. Besonders gelungen ist der Mittelteil! Perfekt arrangiert. Die leicht übersteuerten Double-Bass geben zusätzlich noch eine Portion Underground-Charme hinzu. Nicht, dass ich falsch verstanden werde! Die Produktion der Scheibe ist erste Sahne. Doch klingt die Band nicht zu poliert, sondern in genau der Mischung, die den Thrash bzw. MetalCore ausmacht. Oh, da läuft auch schon der nächste Song, das geht ja fix! „And Hope To Die“ steht den Vorgängern in nichts nach. Vielleicht singt Candance noch ein wenig wahnsinniger. Die Riffs sind jedenfalls wieder göttlich. Bei „Plastic“ singt die junge Dame dann doch ein wenig weiblicher. Doch weit gefehlt wenn ihr denkt, jetzt wird die Emo-Schiene gefahren. Ne ne, nix da! Es wird wieder geballert und gebolzt, bis die Schwarte kracht. Okay, der Track groovt für WALLS OF JERICHO-Verhältnisse etwas mehr. Doch schon mit „Try.Fail.Repeat“ wird der Porsche wieder ausgefahren. Die Amis geben hier wieder Gas…unglaublich! Ungewohnt ruhig hingegen schleicht sich „The Haunted“ durch die Hintertür. Nichts für schwache Nerven! Denn schon nach 30 Sekunden wird man aus dem Schlaf gerissen. Dieser Track ist zur Abwechslung mal etwas melodischer, zumindest von den Klampfen her. Technisch auf höchstem Niveau. Den geilen Chorus solltet ihr euch mal anhören. Anspieltipp! Eine Hommage an all die geilen Zombiefilme ist garantiert der Hintergedanke von „And The Dead Walk Again“. Der Track bietet zwar nicht so den Soundtrack für die Untoten (obwohl, es wurde nie versucht diese Seuche durch extrem lauten Metal zu bekämpfen! Sollte ich Mr. Romero mal vorschlagen), da diese davon nur noch mehr zappeln würden. Dennoch ist er richtig geil. Auch „Another Day, Another Idiot“ braucht sich nicht zu verstecken. Jetzt wird es richtig gruselig! Denn „No Saving Me“ fängt mit melodischen Akustikgitarren an. Irgendwie passt der Song nicht so recht ins Bild. Stimmlich hätte die Nummer auch von PINK stammen können. Wahrscheinlich ein Versuch der Band, auch die US-Kiddies hinter dem Ofen hervorzulocken. Eine reine Popnummer, einfach weiterskippen, es lohnt sich nicht. Endlich kommt wieder Schwung in die Bude! Das knackige „Welcome Home“ lässt das Grauen des Vorgängers hinter sich und widmet sich wieder dem Kerngeschäft: Verzerrer an, die Amps aufgedreht und die Stimme mit Reiszwecken geölt! So gehört sich das. Und natürlich darf der Titeltrack des Albums nicht fehlen. „With The Devils Amongst Us All“, das eigentliche Herzstück des Rundlings, wurde einfach nach hinten verlegt. Nicht das schnellste Stück der Scheibe, aber auch nicht das, ähem, langsamste. Spaß beiseite, der Song ist ebenfalls eine coole Nummer. Besonders der Chorus hat es in sich, ebenfalls die modern gespielten Gitarren.
WALLS OF JERICHO ziehen eine Furche zwischen traditionellem Thrash und MetalCore-Elementen. Die Gefahr besteht darin, dass dem traditionellen Thrash-Fan die Stimme der Sängerin mit der Zeit auf den Nerv geht. MetalCore-Fans hingegen kommen schon eher auf ihre Kosten.
WOJ vereinbarten, spätestens mit diesem Werk, Metal und Hardcore kompromisslos. Der angetretene Weg wurde mit den weiteren Werken fortgeführt (die zwischenzeitliche EP mal ausgeklammert), aber dies war m.E. der Startpunkt, ab welchem man sich nicht mehr hinter Hatebreed, Terror und anderen ähnlichen Truppen zu verstecken brauchte, im Gegenteil.
Uneingeschränkt empfehlenswert, auch nach 17 Jahren.
„We will try, we will try, we will!!!“