Mit „Redemption“ ließen die Damen und Herren von WALLS OF JERICHO vor kurzem einer anderen kreativen Seite ihrer musikalischen Ader freien Lauf und veröffentlichten eine EP mit Akustiksongs, die, unter anderem mit der Hilfe von SLIPKNOT/STONE SOUR-Veteran Corey Talor einen gar nicht mal schlechten Eindruck hinterließ. Nun ist es für die Band aus Detroit wieder Zeit, die Mauern Jerichos mit einem gewaltigen Frontalangriff niederzureißen, und so steht das neue Studioalbum „The American Dream“ wieder unter dem altbewährten Motto.
Dieses Motto heißt Metal-lastiger Hardcore, mit ordentlich Wumms und mit Candice einer Frontfrau am Mikro, mit der man unter allen Umständen einem Streit aus dem Weg gehen sollte. Da geht das Rezept wieder voll und ganz auf, größtenteils auf melodische Vocals zu verzichten und stattdessen den Dampfhammer regieren zu lassen. Die wuchtige Produktion lässt dabei wieder ordentlich den Putz von der Decke bröseln, die Gitarrenriffs und –Leads bilden das Fundament für die groovigen Songs, deren Breakdowns im Gegensatz zu vielen anderen „zeitgemäßen“ Hardcore-Bands nicht im Überfluss vorhanden sind, und somit umso effektvoller wirken. Einen herausragenden Hit gibt es nicht, dafür aber durchgehend hohe Qualität, viel Aggression, die aber nie im übertriebenen psychischen Chaos versinkt. Die Nummern wirken strukturiert und nachvollziehbar und verlieren dennoch nie an Intensität. Als Anhänger von Bands wie HATEBREED oder UNEARTH wird man hier mit Sicherheit voll und ganz auf seine Kosten kommen, sofern man WALLS OF JERICHO nicht eh schon kennt und auf die Qualität der Band vertraut.
Am Ende gibt es mit dem abschließenden „The Slaughter Begins“ noch ein ziemlich ruhiges, balladeskes Schlusswort, das wieder einmal den Beweis erbringt, dass dieses garstige Mädel am Mikro auch singen kann, Gefühl in der Stimme hat, aber vor allem, dass die Band völlig zurecht derzeit eine der wichtigsten in einem ziemlich populären Genre ist. Glaubwürdigkeit und Bodenständigkeit sind zwei Worte, die in dieser Musik essenziell sind, und die auf WALLS OF JERICHO in jedem Falle zutreffen.
Vielleicht hatten die Vorgängeralben ein bisschen herausragenderes Songmaterial zu bieten, „The American Dream“ erfüllt aber durchaus die Erwartungen.
Grammatikalischer Harcore. Oder Grammatischer Hardore? Harte Grammatik.
Durchgängig starke Platte, weder zu stumpf, noch aalglatt. Auf dem Höhepunkt der Schaffensphase der Band entstanden, das hört man bei jedem nochmaligen Durchhören. Stärkster Track, unter vielen: The Hunter
Steht, auch retrospektiv betrachtet, sowohl dem Vorgänger als auch dem Nachfolger in Nichts nach.
Randnote: Die damalige Tour war der Wahnsinn, sowohl in kleinen Hallen als auch bei Festivalauftritten lieferte die Band ab. Leider habe ich Trottel inzwischen das damals gekaufte T-Shirt mit dem Albumlogo verlegt.