WALKING DEAD ON BROADWAY haben auf ihren ersten beiden Alben durch überdurchschnittlichen bis gutklassigen Deathcore überzeugt. Kein Schnickschnak und voll auf die Schnauze. Das war fein. Fein ist aber auch das, was die Jungs nach dem Wechsel am Mikro auf „Dead Era“ abliefern.
WALKING DEAD ON BROADWAY sind mehr als Brutalität
Deathcore ja, aber längst nicht nur. Statt durchgehender Brutalität, mischen sich immer mehr atmosphärische, manchmal beinahe nachdenkliche Momente in das Setting. Klar ist aber auch, ganz aus ihrer Haut schlüpfen WALKING DEAD ON BROADWAY auf Album Nummer drei nicht – die Entwicklung erfolgt quasi schonend und nicht mit voller Kraft. Wucht ist aber das Stichwort, denn diese haben sich die Leipziger bewahrt. In Sachen Tempo keineswegs zimperlich lassen die Jungs nach wie vor einen düsteren Gewittersturm über das Weltgeschehen ziehen.
Lichtblicke sind das falsche Wort – denn Sonnenstrahlen finden sich auf „Dead Era“ genauso wenig wie ein Übermaß an Melodien oder gar Hooklines. Aber es hat sich was verändert. Zwischen den Einschlägen finden sich teils überraschende, eben doch melodische Momente. Neu-Fronter Nils Richber bringt zudem mehr stimmliche Vielfalt mit und lässt auch mehr Emotionen als pure Raserei zu. So gibt es neben gut sitzende Growls, auch höheres Geschrei – das steht dem Gesamtsound gut. Ebenso die nicht übertriebenen, aber stimmungsmäßig gut eingebundenen Synthies die einen Song wie „Hostage The Empire“ eine ganz neue, tiefere Ebene verleihen.
„Dead Era“ bringt mehr Facettenreichtum in den Weltuntergangssoundtrack
Und so modifizieren die Leipziger ihren Sound Stück für Stück, ohne allzu krasse Kontraste zu ihrem bekannten Grundsound zu schaffen. Denn Songs wie „Our Labour, Our Idol, Our Pride“ oder „Gospel Of The Kingdom“ lassen die pure Aggression, die beständig im WALKING DEAD ON BROADWAY-Universum vorhanden sind, nach wie vor sehr geradlinig heraus. Der „Schnickschnack“ bleibt also weiter aus – stattdessen bietet „Dead Era“ mehr Facettenreichtum, um den Weltuntergang durchs gemütliche Wohnzimmer oder den schwitzigen Club ziehen zu lassen. Knüppelattacken wie in „The Fire Never Lies“ oder dem großartigen „Your God Is A Tyran“ treffen auf hintergründige Keyboard-Teppiche, die sich gar auf einem Symphonic-Black-Metal-Album finden könnten – das ist höchst spannend.
Die größte Überraschung haben sich WALKING DEAD ON BROADWAY aber für den Schlussakt aufgehoben. „Benevolent Warfare“ vereint zunächst einmal die Trademarks von „Dead Era“ gekonnt und bringt sie auf den Punkt: Wucht, Druck, Atmosphäre, alles sitzt – aber wenn sich dann fast schon sakrale Gesänge durch das wuchtige Gehämmer einen Weg bahnen und von hoffnungsvollen Keyboards zu einem stimmungsvollen Höhepunkt empor schwingen – um dann wieder niedergemäht zu werden – ist der Gänsehaut-Moment der Platte gesetzt.
„Dead Era“ ist keine Metamorphose, aber eine überaus gelungene Weiterentwicklung. Die führt dazu, dass das dritte Album zum nunmehr besten zählt, was die Herren bisher erschaffen haben. WALKING DEAD ON BROADWAY sollte man in diesem Jahr auf dem Einkaufszettel haben.
Tatsächlich eine der etwas spannenderen deathcore bands, was bei einem weitestgehend schon kurz nach der blütezeit stagnierten genre schon was heißen mag. Auch wenn ich für die vorherigen scheiben auch nicht mehr als 7 punkte gezückt hätte bin ich auf das neue album doch halbwegs gespannt, denn die im review genannte weiterentwicklung klingt schon begrüßenswert.
Mir persönlich etwas zu cheesy, besonders in den Refrains. Kann man auch gut finden, wenn man sonst nicht auf Deathcore steht.
6,5