Waldwind - Lohe

Review

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„Lohe“, das Langspiel-Debut der Münchner Band WALDWIND, hat schon ein paar Monate auf dem Buckel. Genauer ist das Album, das nach den Songtiteln zu urteilen eine relativ hohe Schnittmenge mit dem 2009 erschienenen Demo „Blättertanz“ aufweist, bereits im Februar erschienen, hat aber jetzt erst den Weg zu einem Vertreter dieser Plattform gefunden. Da will ich mich doch nicht lumpen lassen!

Leider klingt der letzte Satz viel zu euphorisch für das, was WALDWIND mit „Lohe“ präsentieren – aber was ist das eigentlich? In erster Näherung ist die Musik des bayerischen Quintetts (das mittlerweile offenbar ein Sextett ist) angeschwärzter Metal, der hier und da ein paar Folk-Elemente, einige Thrash-Anleihen, aber auch todesmetallischen Gesang in sich vereint. So weit, so vielversprechend. Auf der Oberfläche des metallischen Gebräus schwimmen die Klänge einer echten Posaune (gespielt von Nemrag), was WALDWIND nicht nur einen gewissen Exoten-Bonus verleiht, sondern gegenüber anderen folklorierenden Kapellen mit CASIO-Keyboard gehörig aufwertet – zumindest prinzipiell.

Der große Nachteil an der Verwendung einer echten Posaune offenbart sich mir nämlich während des arg zweifelhaften Genusses der sieben Stücke: Ein Blechblas-Instrument will vernünftig gestimmt sein. Nein, es muss. Denn sonst passiert es wie hier, dass sich mir als Hörer sämtliche Finger- und Fußnägel aufrollen, so windschief liegt die Posaune zwischen den Saiten-Instrumenten. Gruselig.

Nachdem ich den Schock der strapaziösen Posaunen-Klänge überwunden habe, schlägt mir direkt der nächste Haken „Lohe“s entgegen: Das Schlagzeug. Hier braucht jemand ganz dringend ein wenig Übung an der Doublebass und einige Einheiten Blastbeats. Holprig und überhaupt nicht tight stolpert sich Murtem durch die Songs, so dass ich mich immer wieder bei der Frage ertappe, ob man solche offensichtlichen technischen Überforderungen nicht lieber weglassen sollte. Unter solchen Vorzeichen fällt es mir wirklich schwer, „Lohe“ am Stück anzuhören.

Doch selbst, wenn ich mich dazu durchringe, gibt es leider nicht viel Positives zu berichten: Gut, der Sound ist für eine Eigenproduktion wirklich anständig transparent – andernfalls würden mir die Eskapaden an den Drums gar nicht auffallen. Auch der Gitarrensound ist angenehm trocken, aber nicht zu steril, so dass WALDWIND in dieser Disziplin echt punkten können.

Das könnten sie vielleicht auch mit ihrem musikalischen Ansatz: Hier bemüht man sich nämlich redlich um Abwechslung, so dass Langeweile eigentlich zu keinem Zeitpunkt aufkommt. Die andere Seite der Medaille folgt aber auf dem Fuß: Das Resultat klingt über weite Strecken ziellos, dramaturgisch halbgar, zuweilen fragmentarisch. Dabei kann ich jedoch nicht behaupten, dass WALDWIND kein Gespür für Atmosphäre hätten – dieses blitzt hier und da aus den verwendeten Motiven hervor, bleibt aber zu blass, um „Lohe“ atmosphärisch dicht oder auch nur kohärent zu gestalten.

Insgesamt also ein handwerklich deutlich verbesserungswürdiges Album, das auch emotional eklatante Schwächen offenbart und sich irgendwo zwischen die Stühle epischen Extrem-Metals und gewollt progressiver Dunkelkunst setzt. Nö.

06.12.2011

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