Waken Eyes - Exodus

Review

Gestatten: LePond, Minnemann, Frelek, Båth. Der Besetzung der internationalen Prog-Supergroup WAKEN EYES mangelt es schon mal nicht an großen Namen. Und natürlich auch nicht an spielerischem Handwerk. Vergleichsweise schade also, dass sich die lupenreine Bombastproduktion „Exodus“ gefährlich eng in den Fußstapfen von Mike LePonds Hauptprojekt SYMPHONY X bewegt. Dabei scheut gerade der bisher kaum in Erscheinung getretene Saiten- und Tastenmeister Tom Frelek keine Anbiederung an melodisches Twin-Riffing à la THEOCRACY. Eines der größten Quäntchen Eigenständigkeit geht letzten Endes aber auch an ex-HARMONY-Sänger Henrik Båth verloren, der es trotz beeindruckender Kontrolle über sein frohlockendes Stimmorgan nur selten über den poppig-melodischen Einfallsreichtum eines James LaBrie hinausbringt. Und das, obwohl sich Båth dankbarerweise wesentlich seltener in den Vordergrund drängt als Mr. DREAM THEATER himself. So entsteht gerade im abschließenden Longtrack „Exodus“ die eine oder andere angenehme Instrumentalpause, die aber natürlich viel zu früh mit wahllosen Sprachsamples ausgestopft werden muss.

Ob nun 19 oder 6 Minuten – mit dem musikalischen roten Faden haben es WAKES EYES irgendwie nicht so. Diesen ernüchternden Eindruck wissen auch lange Atmo-Intros („Palisades“) oder ein Gitarrenfeeling Marke Gilmour („Cornerstone Away“) nicht zu schmälern. Denn wenn der Song kurz nach besagtem Lichtblick zur womöglich legitimen, aber strunzlangweiligen Kitschballade mutiert, ist langsam auch mal Feierabend. Gut, dass Minnemann dank STEVEN WILSON ohnehin schon am Prog-Album des Jahres mitgewirkt hat. Denn im Gegensatz zu „Hand. Cannot. Erase.“ lässt „Waken Eyes“ über die gesamte Spielzeit jeden Hauch neuer Standards vermissen. 80 Minuten makellos gespielter Progressive Metal von der Stange, der bestenfalls als belanglose Kaminfeuer-Beschallung für Progheads taugen dürfte.

02.11.2015
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