Wait - The End Of Noise

Review

Soundcheck Dezember 2022# 19

WAIT ist eine Band aus Baltimore, deren Name eigentlich ein Akronym ist für „We Are In Transit“. Das Trio, dessen Mitglieder wohl schon im Umfeld von CYNIC, OBSCURA oder DEFEATED SANITY tätig gewesen sind, spielt einen progressiven Metal, bei dem die technischen Fertigkeiten der Musiker deutlich im Vordergrund stehen. Dabei möchte man den gespielten Tönen recht schnell unterstellen, dass sie im todesmetallischen Spektrum unterwegs sind, zumal es hier durchaus ruppig groovt. Aber ein Großteil der Vocals ist tatsächlich clean und fast ein bisschen gehaucht, steht damit vielleicht den zuvor genannten CYNIC noch am nächsten, abzüglich Vocoder-Trickserei, aber vielleicht auch eine Verwandtschaft zum Gesangsstil der Puerto-Ricaner AVANDRA innehabend. Das passt eigentlich sogar ganz gut zusammen und hat Potential, richtig atmosphärisch zu werden.

WAIT steht für „We Are In Transit“

Die Gitarren winden sich dabei oft recht agil um die Songs herum, sei es in Form von rhythmischen Downtuning-Riffs oder clean hallenden Arabesken, die gespenstisch durch die Songs spuken. Das dürfte Tech-Fans natürlich erfreuen, allerdings verkalkulieren sich die Jungs aus Baltimore hier auch oftmals. Denn wirklich bedeutende Motive machen sich praktisch nicht bemerkbar, sodass der technische Aspekt recht schnell zum Selbstzweck verkommt. Dadurch rauscht „The End Of Noise“ größtenteils am Hörer vorbei, ohne einen nennenswerten Eindruck hinterlassen zu haben, zumal die einschlägigeren Riffs leider auch keine nennenswerten Spitzen setzen, die sich in den Gehörgängen festhaken könnten. Die eröffnenden Riffs von „Earth’s Last Orbit“ beispielsweise geraten sehr nondeskriptiv.

Das könnte auch mit der etwas saftlosen, trockenen Produktion zusammenhängen, die dem Gespielten relativ wenig Dynamik verpasst. Es macht sich relativ schnell ein dröger Gleichklang breit, weshalb „The End Of Noise“ leider sehr zäh und langweilig gerät – beim Rausschmeißer „Until The Road Is Closed“ scheint die Band sogar selbst kurz vorm Einschlafen zu sein, man höre sich nur mal diese fürchterlich lustlos intonierte Hook an. Selbst bei Uptempo-Passagen wie in „Lone Presence Supreme“ generieren WAIT selten irgendeine Form von Aufregung oder Kinetik, es wirkt mehr wie eine Obligation, welche die Herren hier erfüllen. Auf „I Climb Downhill“ haben die Herren einen etwas besseren Ansatz dafür gefunden, bauen aber auch hier zu wenig nennenswerte Variation ein. Und dann gibt es noch vergebliche Versuche, polyphone bzw. kontrapunktische Strukturen aufzubauen wie zu Beginn von „Reverie“, was die Jungs auch noch mal dringend üben müssen.

Den Übergang zur Klasse müssen die Jungs aus Baltimore aber noch lernen

Wo WAIT dringend ansetzen müssen, ist also in dem Abwechslungsreichtum ihrer Kompositionen und dem Ausbau einschlägiger Motive. An den technischen Fertigkeiten mangelt es weißgott nicht und auch in Hinblick auf den Gesang haben die Herren die richtigen Ideen. „The End Of Noise“ gerät aber leider zu sehr zu einer Geduldsprobe, sodass sich das Trio hiermit noch einmal herzlich ans Zeichenbrett befohlen fühlen dürfen. Auch einzelne Soli und Riffspitzen wie im Titeltrack machen Spaß. Das ist gemessen an der immerhin 50-minütigen Gesamtspielzeit aber zu wenig für eine ansonsten bedauerlicherweise recht trockene Angelegenheit. „The End Of Noise“ ist hoffentlich nicht das Ende der Fahnenstange dieser Jungs, aber da muss das nächste Mal mehr kommen.

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16.12.2022

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu Wait - The End Of Noise

  1. Mettler sagt:

    Lieber Michael,
    ich bin mir bewusst, dass Kunst und Musik immer subjektiv zu betrachten sind. Dennoch find ich die Bewertung dieser Platte etwas daneben. Das sie hinten raus wohl etwas Geduld benötigt stimme ich zu. Trotz dem kommt die Frage auf ob du so etwas schon einmal in dieser Form gehört hast. Von Innovation zu sprechen wäre wohl des Guten zu viel aber sie haben wohl eine eigene Nische im Genre des Progressiven geschaffen. Hierbei auch von Gefälligkeit zu sprechen ist vermessen. Für mich eine der besten Platten in diesem Jahr. Sorry 9 Punkte

  2. Sylverblack sagt:

    Vom Coverartwork her auf jeden Fall Album des Jahres!