W.E.B. - For Bidens

Es gibt Alben, denen hört man auf der Stelle an, dass sie trotz eventueller Unzulänglichkeiten (welcher Natur auch immer) eine Botschaft, atmosphärische Tragweite, eine „Seele“ besitzen – und es gibt Alben, die trotz aller technischer Finesse nicht verbergen können, dass sie seelenlos sind. „For Bidens“, das dritte Album der Griechen von W.E.B., gehört leider zur letztgenannten Kategorie.

Die vier Herren sind ohne Zweifel exzellente Instrumentalisten – der Musiker in mir kann sich ein „Alle Achtung!“ nicht verkneifen – Das allein reicht jedoch nicht, um den zwölf Stücken auch nur eine Sekunde Leben einzuhauchen. Damit meine ich übrigens nicht, dass „For Bidens“ steril und anorganisch klingt (das hätte ja sogar einen gewissen Reiz!), sondern einfach nur leblos an mir vorbeirauscht. Das muss eine Scheibe, die objektiv betrachtet derart viel Abwechslung zu bieten hat, erst einmal schaffen!

Was bieten W.E.B. jetzt in diesen knapp 53 Minuten? Melodischen Black Metal, der zwar progressiv angehübscht ist und unter anderem sogar technoide Elemente verwurstet, musikalisch aber völlig generisch bleibt. Hier ein bisschen DIMMU BORGIR-Bombast, dort ein wenig THERION-Gechör, ein zu Tode getriggertes Schlagzeug, Keifgesang, weiblicher Gesang, und so weiter. Mastermind Sakis Darkface (sic!) versucht sich gegen Ende des Albums sogar selbst an klarem Gesang – im Resultat eher symptomatisch für eine gehörige Portion Selbstüberschätzung, wie auch die Bandfotos und die Aussage „With the new album ‚For Bidens‘ they will be established in the prime Dark Metal band worldwide“ belegen.

„For Bidens“ ist damit ein wunderbares musikalisches Analogon zu PowerPoint-Präsentationen, die mit vielen Farben und tollen Grafiken zu verbergen suchen, wie wenig man eigentlich zu sagen hat. Wer sich an technisch anspruchsvollem, aber atmosphärisch absolut nichtssagenden Extrem Metal erfreuen kann, sollte W.E.B. mal antesten – alle anderen lassen bitte die Finger davon.