Vulture Lord - Desecration Rite

Review

VULTURE LORD sind so etwas wie der schwarz bezahlte Nebenjob für norwegische Black-Metal-Musiker, die bei ihrer Hauptarbeitsstelle gerade in Kurzarbeit sind oder bei der Beförderung übergangen wurden. Doch das ist kein Problem: in der dritten Reihe kann man noch ungeniert mit einem coolen Solo und zwei Dosen Bier im Hosenbund dem Gehörnten huldigen, ohne die anti-kosmische oder post-rockende Szenepolizei zu fürchten.

Nordischer Black-Thrash-Metal – aber brutaler

„Desecration Rite“ ist der zweite Langspieler dieses Wir-zocken-wenn-wir- Zeit-und-Bock-haben-Projekts, in dem sich ehemalige und aktuelle Musiker von ENDEZZMA, CARPATHIAN FOREST und zahllosen anderen Nordwegen-Bands finden lassen. Der im Jahr 2012 verstorbene Trondr Nefas (BEASTCRAFT, URGEHAL) ist außerdem noch als Songwriter anwesend, das Album ihm gewidmet.

Die Band kennt als Tempo nur Vollgas und Kirchen nur brennend. Der Vergleich zu anderen norwegischen Rabauken wie AURA NOIR oder NOCTURNAL BREED liegt nahe, doch VULTURE LORD sind brutaler als die Kollegen. „Desecration Rite“ tobt sich zwar stellenweise im Thrash Metal aus, ist aber härter und finsterer, näher an URGEHAL oder auch alten MARDUK.

Der scheinbar unendliche Hass auf die Menschheit lässt kein Augenzwinkern zu, die rasenden Riffs keine Atempause. Trotzdem ist das Album kurzweilig und macht Laune. Mit „Bloodbound Militia“, dem ersten Song nach dem Intro, laden VULTURE LORD die Zuhörer ein, sich ihnen anzuschließen. Der Feldzug gegen Kirche, Drogenfahnder und den ZDF Fernsehgarten steht allen offen, die sich auf den wilden Trip einlassen wollen.

VULTURE LORD laden zum Feldzug im Namen des Gehörnten ein

Der Sound ist zwar etwas matschig, Fans des nordischen Black/Thrash-Metal können aber bedenkenlos zugreifen. „Desecration Rites“ ist kein musikalischer Geniestreich, aber dennoch handwerklich grundsolide und zu keinem Zeitpunkt langweilig. Stellenweise wird es zwar etwas zu viel das guten und die Norweger könnten ruhig etwas häufiger vom Gaspedal treten – aber mit Zurückhaltung lässt sich das christliche Abendland dann auch nicht einäschern.

29.06.2021
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