Über ihre mittlerweile auch schon zwanzigjährige Schaffensphase haben sich VULTURE INDUSTRIES immer weiter von ihren Black-Metal-Wurzeln entfernt. Zwei der drei ehemaligen SULPHUR-Mitglieder haben inzwischen auch ihre Tätigkeit in dem dann doch deutlich straighteren Side-Projekt ad acta gelegt und konzentrieren sich voll auf das grenzüberschneidende Projekt VULTURE INDUSTRIES, das, nach sechs Jahren Pause, dieser Tage mit „Ghosts From The Past“ einen neuen Langspieler an den Start bringt. Auch wenn die Bergener nach wie vor atmosphärische Erkenntnisse aus alten Tagen mitnehmen, lassen sie die Vergangenheit definitiv hinter sich.
VULTURE INDUSTRIES lassen die Vergangenheit ruhen
Zunächst fällt auf, dass Stücke wie „New Lords Of Light“, „Deeper“ oder „This Hell Is Mine“ für deren Verhältnisse enorm eingängig erscheinen und nun auch aus einer völlig anderen Warte heraus richtig zünden. Im Mittelpunkt steht natürlich wieder einmal Sänger Bjørnar Nielsen, der mit seiner klassisch extravaganten Stimme, zentral dazu beiträgt, dass man atmosphärisch, wie Kollege Falk im Review zu „The Tower“ attestiert hatte, von einem viktorianischen Touch sprechen kann. Dieser bleibt bestehen, obwohl o.g. Nummern aufgrund ihres eingängigen Songwritings durchaus massenkompatibel sind.
Dafür dass VULTURE INDUSTRIES aber zu keinem Zeitpunkt in das Sammelsurium gesichtsloser Gothic-Rockbands verfallen, sorgen subtile Elemente wie wohl dosierte Keyboardeinsätze und verschroben konterkarierte Trompeten-, Akkordeon- und Saxophonausflüge, die „Ghosts From The Past“ ein surreal konstruiertes Gesamtbild verschaffen. Dabei sind es immer wieder die kleinen Dinge, die, songdienlich eingesetzt, einen großen Impuls verschaffen können, wie z.B. die choralen Elemente in „Deeper“.
„Ghosts From The Past“ bietet verschrobene Vielschichtigkeit
Im Abschlussteil des Albums drosseln VULTURE INDUSTRIES das Tempo dann merklich, um beim letzten Song „Tyrants Weep Alone“ sogar einen gewissen Doom-Faktor ins Rennen zu bringen. Mit neuem Vorhang hat Nielsen auf einmal auch Reminiszenzen an Albert Witchfinder im Repertoire, auch wenn der Track im Nachgang Fahrt aufnimmt und damit wieder ins große Ganze von „Ghosts From The Past“ passt.
Manchmal rockig, punkig, mal voller doomiger Tristesse, um dann wieder das niemals vor Kitsch triefende Gothic-Siegel zu betonen. VULTURE INDUSTRIES sind auch auf ihrem fünften Album visionär unterwegs, wenngleich „Ghosts From The Past“ insgesamt wohl die eingängigste Scheibe des Quintetts darstellt. Die Norweger entwickeln sich weiter, und in diesem Fall ist das in jeder Hinsicht zu begrüßen.
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