Vulture - Ghastly Waves & Battered Graves

Review

Soundcheck Juni 2019# 12 Galerie mit 6 Bildern: Vulture - Headbangers Open Air 2023

Angesicht in Angesicht mit „Ghastly Waves & Battered Graves“ von VULTURE kommt man ins Grübeln. Statistisch belegt ist, dass nur zwei Drittel aller deutschen Haushalte über eine eigene Guillotine verfügen. 66,6%: Das ist eine alarmierende Zahl, die zudem nicht einmal etwas über die tatsächliche Funktionsfähigkeit der jeweiligen Geräte aussagt. Belastbare Zahlen hinsichtlich rostfreier Klappmesser werden zudem gar nicht mehr erhoben. Vielerorts kann man nachts praktisch durchgängig gefahrlos durch die Straßen flanieren – und das gilt schon längst nicht mehr nur für beschauliche Kleinstädte. Ganze Regionen entgleiten. VULTURE legen den Patronengurt an und nicht nur den Finger in diese Wunde, sondern alles, was sie haben – und das ist eine Menge.

VULTURE bleiben tödlich

„Ghastly Waves & Battered Graves“ nämlich kreischt einmal mehr äußerst kundig das hohe Lied von Violence, von Force, von acting like a maniac. Bei vollem Tempo rasieren sich VULTURE durch acht neue Stücke erlesenen Wahnsinns, dem man schon beim Debüt verfallen konnte. Die Westfalen schärfen ihren Sound dabei demonstrativ mit all dem, was eine ernsthafte Mischung aus viel Speed und etwas weniger Thrash dieser US-Oldschool-Prägung für viele Unbedarfte tödlich werden lässt: ordentlich Hall auf Schlagzeug und „Gesang“, spitze Kopfstimmen-Schreie aus dem Hinterhalt, generell ein wenig filigraner Alles-wird-niedergemäht-Ansatz. Vordergründig. VULTURE zeigen sich auf „Ghastly Waves & Battered Graves“ bei aller gewollten Rücksichtslosigkeit nämlich beim genauen Hinhören auch variabler und im Detail geschliffener als zum Beispiel ANTICHRIST oder gar DEATHHAMMER (um in der neuen Generation der Adrenalin-Amokläufer zu bleiben).

„Ghastly Waves & Battered Graves“ wird gebraucht

Geradezu liebevoll werden wie schon auf „The Guillotine“ Elemente des klassischen Metal zur Veredelung eingearbeitet. So geht man nicht nur vor der schieren Wucht des Vortrags in die Knie, sondern surft auch elegant auf melodischen Gitarrenleads, auf Tonfolgen, die einen nicht nur ins quietschende Chaos-Nirwana katapultieren. (In „B.T.B“ wähnt man ob der Melodie gar den guten Michael Myers persönlich im Anmarsch.) Für die Atmo sorgen dazu passend in bekannter Weise gar gruselige Zwischenspiele zwischen den einzelnen Stücken.
Kurzum: Bei der „Murderous Militia“ wird wie gehabt viel gekillt und wenig gefüllt; „Ghastly Waves & Battered Graves“ ist eine Bedrohung. Und VULTURE sind hierzulande sicherheitspolitisch dringend vonnöten.

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30.05.2019

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