Vrysguard - Vrysguard

Review

Im Normalfall verzichte ich im Vorfeld eines Reviews ganz bewusst darauf, mir die Meinungen anderer Schreiberlinge anzuschauen, und lasse die Musik (und in Einzelfällen auch die Promo-Texte des Labels oder der Band) für sich sprechen. Der zweifelhafte Genuss der selbstbetitelten Veröffentlichung des Zwei-Mann-Projektes VRYSGUARD ließ mich jedoch derart ratlos zurück, dass ich mich erst einmal umschauen musste, was es überhaupt an Informationen zu VRYSGUARD gibt – und ob ich vielleicht die Qualität dieser acht Stücke verkenne.

Zumindest das erste Vorhaben war halbwegs erfolgreich: Bei VRYSGUARD handelt es sich um ein sehr junges Projekt des aus Heiligenhafen stammenden Multi-Instrumentalisten Chrisch Linke (KALLES ANKER), der sich durch INCUBATOR-Sänger Chris Mummelthey verstärkt hat und in den vorliegenden gut 24 Minuten… tja, was eigentlich? … vorlegt. Die Facebook-Seite gibt nicht mehr als ein „…extreme!!!“ und ein „gettin more extreme…“ her, in einem Interview finde ich die von Chrisch stammende Aussage „Polyrhythmik, vertrackter Prog, Djent, Mathcore Metal…“. Etwas, das mir für gewöhnlich – im Vorfeld – das Wasser im Mund zusammenlaufen ließe, lässt mich angesichts des zuvor gehörten Materials nur den Kopf schütteln.

Ich versuche mich mal ein einer etwas treffenderen Beschreibung der VRYSGUARDschen Musik: In meinen Ohren sind die gut 24 Minuten nicht mehr als ein erster Gehversuch in Richtung MESHUGGAHesker Klänge – wenngleich die Schweden im besten Fall als klitzekleiner Lichtpunkt am Horizont auftauchen dürften, und sich VRYSGUARD dem Djent aus einer Richtung nähern, die meinem Empfinden nach in einer Sackgasse endet. Konkreter: Die einfach gestrickten Gitarrenmotive, die ich am ehesten im Klangkosmos RAGE AGAINST THE MACHINEs verorten würde, werden in sehr durchschaubarer Weise durch einen oder mehrere Anschläge erweitert – was dem Ganzen wohl diesen polyrhythmischen Anstrich geben soll. Wenn das jedoch in so konsequenter und vor allem vorhersagbarer Manier passiert, erhält das Ganze letztlich genau das Attribut, das man durch Polyrhythmik zu vermeiden sucht: Langweilig. Wenn sich dann aber noch technische Mängel am Schlagzeug – welches nun wirklich nicht durch anspruchsvolle Patterns glänzen kann! – einschleichen, wünsche ich mir, dass sich Chrisch und Chris etwas mehr Zeit gelassen hätten, bevor sie VRYSGUARD auf die Welt loslassen.

„Vrysguard“ ist von vorn bis hinten unausgereift – das betrifft alle Aspekte der Veröffentlichung: Songwriting, Arrangements, Dynamik, technische Fertigkeiten, Produktion. So jedenfalls werden alle, die den oben zitierten Spielarten des Metals zugeneigt sind, nicht mehr als ein müdes Lächeln übrig haben.

02.02.2014
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