Mit ihrem dritten Album „I Krig“ vermochten es VREID endlich, aus dem Schatten ihrer scheinbar allmächtigen Vorgängerband WINDIR herauszutreten. Das Album verband auf geschickte Weise die hymnischen Qualitäten des alten Outfits mit den neuen Black’n’Roll-Klängen, welche auf „Kraft“ und „Pitch Black Brigade“ teilweise schon gut funktionierten. Neu war hingegen, dass alle Tracks des Albums auf musikalischer Ebene eine genauso homogene Verbindung eingingen, wie es das lyrische Konzept vorgab. Die Tracks rockten, vibrierten, waren hart und packend.
Das Jahr 2009 ist erst wenige Tage alt, und VREID präsentieren mit „Milorg“ den Nachfolger von „I Krig“, und auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert. Schon das Cover verrät, dass es inhaltlich wieder um den Zweiten Weltkrieg geht, und stellvertretend für die Texte steht der Titel der CD, „Milorg“ – das Kürzel der norwegischen Widerstandsorganisation im WW II, „militær organisasjon“. Und doch hat sich etwas getan bei den Norwegern: Da ist auf der einen Seite die Produktion zu nennen, welche die Band diesmal selbst in die Hand genommen hat und organischer als ehedem wirkt, dafür aber weniger hart ist. Auf der anderen Seite gibt es stilistische Kurskorrekturen, denn VREID flechten immer wieder progressive und Seventies-Parts in ihre Songs ein. Die gab es zwar auf den vorherigen Werken auch schon, jedoch nicht in diesem Ausmaß.
Dabei beginnt „Milorg“ mit einem Track, auf dem die neuen Errungenschaften eine geschickte Liaison mit dem Sound des Vorgängeralbums eingehen: „Alarm“ ist ein epischer Opener, der mit Luftschutzsirenen beginnt, dann ordentlich rockt und hymnische Qualitäten entwickelt, um schließlich in einen progressiven Part zu münden. Danach folgt mit „Disciplined“ ein groovendes und treibendes Stück, das schnell auf den Punkt kommt und Platz macht für „Speak Goddamnitt“, das schon vorab veröffentlicht wurde. Packend ist die zentrale Textpassage: „…my lips are sealed“, schön das akustische Zwischenspiel. Sauber. Hart und flott geht es weiter mit dem ersten Teil von „Blücher“, während das instrumentale „Blücher pt. II“ ein anderes Thema aufgreift, das immer weiter modifiziert wird, und schließlich in eine von Akustikgitarren- und Orgelklängen getragene Passage mündet. Nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich zwingend. Das anschließende „Heroes & Villains“ kommt hingegen zwar schnell auf den Punkt, ist dabei aber nicht wirklich zupackend: In der Vergangenheit klangen VREID schon überzeugender. Und auch das zweite Instrumental, „Argumento Ex Silentio“, wirkt mit seinem auf den unverzerrten Gitarren gespielten Thema seltsam leblos. Nahtlos geht es in den finalen Titeltrack über, der zunächst von einem schleppenden Groove lebt, zwischendurch aber in einem recht belanglosen Zwischenpart versinkt.
Nach starkem Beginn vermag „Milorg“ mit zunehmender Dauer immer weniger zu packen und endet im absoluten Mittelmaß. Das ist – gerade im direkten Vergleich mit „I Krig“ – frappierend und einigermaßen ernüchternd. Alle die Trademarks, die „I Krig“ zum Vibrieren und Atmen brachten, wirken auf „Milorg“ statisch und leblos. Und auch nach einigen Wochen warte ich noch darauf, dass mich das Album packt und bis zum Ende mitreißt. Nach der ersten Hälfte der Songs gibt es einen unmerklichen Bruch und „Milorg“ läuft ohne größere Höhepunkte aus: Da gibt es kein „Pitch Black“, kein „I Krig“, kein „Svart“. Das ist einigermaßen enttäuschend, denn VREID haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie es besser können.
Ich muss gestehen, dass ich (bisher) nur diese eine CD von Vreid kenne, die jedoch gefällt mir außerordentlich gut. Jeder, der im BM nicht nur Blastbeats akzeptieren kann, sollte mal reinhöhren!