Vorna - Aamunkoi

Review

Der Werdegang von VORNA macht Hoffnung, dass es da draußen noch Bands gibt, die beharrlich an ihrer Identität, ihren Fähigkeiten und ihrer Wahrnehmung feilen und sich von Platte zu Platte steigern.

Was 2013 noch nach einer „MOONSORROW meets DIMMU BORGIR meets EMPYRIUM“-Studie klang, ist anno 2023 eine eigenständige Trademark. Das Sextett aus Tampere hat sich erfolgreich aus den einstigen Fahrwassern freigeschwommen und beweist mit „Aamunkoi“ mehr denn je, dass es möglich ist, sich auf eigene Füße zu stellen, ohne seine Wurzeln und Vorlieben zu verleugnen. Stärke und Kern des VORNA-Sounds war und ist die wirkungsvolle Verwebung von schwarzmetallischem Ungestüm mit ausladender Epik und tiefreichender Melancholie. Mit letzterer sind sie auf „Aamunkoi“ freigiebiger als jemals zuvor.

VORNA können noch melodiöser

Der Opener „Hiljaisuus Ei Kestä“ ist eine nahezu perfekte Überleitung vom Vorgängeralbum „Sateet Palata Saavat“ hin zu den neuen Stücken. Im Herzen noch recht furios, weist er bereits mit viel Klargesang und sich aufbauender Melodik die Richtung für das, was folgt. Das erklärte Ziel der Finnen auf „Aamunkoi“ ist es, den Hörer mit vielschichtigen Melodie-Arrangements und epischer Atmosphäre emotional zu packen und mitzureißen, was ihnen definitiv auch gelingt.

Aufgebaut wird beides hauptsächlich durch stimmige Gitarrenläufe und -leads sowie die omnipräsenten Keyboards, die sowohl als klassisches Piano als auch in Form von Synthies zur Erschaffung der atmosphärischen Soundlandschaften in Erscheinung treten. Dabei beherrschen VORNA den schmalen Grat zwischen stimmungsvoll und kitschig.

Schnell fällt auf, dass der cleane Gesang (bis hin zu ungewohnt hohen Tönen) mehr Raum bekommen hat und das auf qualitativ hohem Niveau. Dabei rückt nicht nur die berührende Ballade „Kalliollia“, die gänzlich ohne „Geschrei“ auskommt, Vesa Salovaaras gewachsenes Können in den Fokus. Gerade die oft sehr harsch wirkende finnische Sprache verliert hierdurch ein wenig von ihrer Strenge.

„Aamunkoi“ – Finnish Gloom Metal at its best

In der Gesamtbetrachtung gibt sich „Aamunkoi“ offener, persönlicher und leichter zugänglich als seine Vorgänger, wobei zwangsläufig etwas von der Schroffheit, die die Klangwelt der Finnen immer klar mitbestimmt hat, auf der Strecke bleibt. Doch auch wenn VORNA die Melodik stärker in den Fokus rücken, ist „Aamunkoi“ noch immer ein Metal-Album, mit einem stabilen Skelett aus tragenden Gitarren-Wänden, pointiertem Drumming, das gerne einmal in Double-Bass-Attacken ausbricht und noch ausreichend angeschwärzten Krächz-Vocals.

Die folkigen Anklänge der Anfangstage hat die Band inzwischen fast gänzlich hinter sich gelassen. Hin und wieder schimmern sie noch durch: So bringt beispielsweise der hymnische Chor-Gesang im Titeltrack durchaus ein wenig MOONSORROW-Feeling zurück.

Obwohl alle Songs die VORNA-Signatur tragen, klingt keiner wie der andere. Die Finnen denken nicht in herkömmlichen Schemata oder 08/15-Songstrukturen, sondern legen Wert auf Diversität und eine individuelle Sprache der einzelnen Titel. Trotz des melanchlolischen Grundtenors changiert die Stimmung der Stücke in den vielen Facetten der finnischen Schwermut.

Die Zeit ist reif

Somit lässt sich durchaus attestieren, dass „Aamunkoi“ zweifelsfrei VORNAs bis dato melodiösestes und abwechslungsreichstes Werk ist. Man spürt zudem, dass die Bandmitglieder seit Bandgründung 2008 mit- und aneinander gewachsen sind, dass alle eine gemeinsame musikalische Vision teilen und kontinuierlich daran arbeiten.

Mit vier Scheiben sind VORNA beileibe keine Newbies mehr, dennoch dürften sie bei vielen („Finno-Metal-Affine“ mal ausgenommen) noch nicht auf dem Radar aufgetaucht sein, was auch darin begründet liegt, dass es bislang wenig Live-Präsenz außerhalb ihres Heimatlandes gab. Das ändert sich mit „Aamunkoi“ hoffentlich. VORNA haben Tür und Tor für mehr Aufmerksamkeit geöffnet. Liebe Welt, nun bitte eintreten!

23.04.2023

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2 Kommentare zu Vorna - Aamunkoi

  1. pentatonik sagt:

    Ich kenne das gesamte Album nicht, aber diesen Song finde ich total verkitscht.
    Außerdem ist die Geige am Anfang und Ende viel zu laut abgemischt und dadurch total nervig.
    Finnischer Klargesang klingt seltsam.
    Das liegt aber sicher auch daran, dass ich kein Wort verstehe, so ist mir finnisches growlen oder screamen lieber.
    Joa, Moonsorrow hat auch Kitschphasen, wirkt aber authentischer als Vorna und gibt es schon hundert Jahre, da weiß man was man hat.

  2. nili68 sagt:

    Mir persönlich klingt das auch etwas zu lieblich, aber ich glaube das ist einfach Geschmackssache. Ich hab‘ den Eindruck, dass die Band das genau so wollte und inkompetent ist die Ausführung ja nicht.
    Das habe ich aber bei vielen finnischen Metalbands, von den derben Kloppern mal abgesehen. Irgendwie finde ich die typisch finnische Melancholie generell etwas cheesy.