Zugegeben, um einen Originalitätspreis bewerben sich VOODOO KISS auch mit dem Nachfolger ihres selbstbetitelten Debütalbums nicht gerade. Hinter dem launigen Comic-Artwork verbirgt sich eine Scheibe, die in erster Linie von ihrem Old-School-Charme lebt. Das muss freilich nichts schlechtes sein, denn der offensichtliche Spaß, den die Truppe an ihrem musikalischen Wirken hat, tröstet auch über die eine oder andere Sound-Plattitüde und kompositorische Belanglosigkeit hinweg.
Am Gesang scheiden sich bei VOODOO KISS die Geister
Mit dem Titeltrack „Feel The Curse“ und dem flotten „Angel Demon“ legen VOODOO KISS amtlich los und zeigen die volle Schokoladenbreitseite der bandeigenen Trademarks. Eingängige Melodien werden in einen angenehm erdigen Sound gehüllt, während die Rhythmusfraktion mit einem sauberen Groove den unbedarften Zuhörer zu unwilkürlichem Mitwippen verleitet. Am Gesang von Gerrit Mutz (SACRED STEEL) dürften sich hingegen die Geister scheiden. Über ein hohes Maß an Charisma und Ausdruckskraft verfügt der stimmgewaltige Frontmann zweifellos, seine Intonation wirkt dabei aber leider stets eine Spur zu gepresst und affektiert.
Umso positiver sticht da der gar nicht mal so heimliche Lieblingssong „Lords Of Darkness“ hervor, bei dem VOODOO KISS den Leadgesang einmal mehr der ehemaligen „Voice Of Germany“-Teilnehmerin Steffi Stuber (MISSION IN BLACK) überlassen, die ansonsten auch als Backgroundstimme einen tollen Job macht. Auch stilistisch tanzt „Lords Of Darkness“ mit seinen dezenten AOR und 70er-Jahre-Prog-Rock-Anleihen aus der Reihe und verhindert zur Albummitte hin das Aufkommen von Langeweile. Paradoxerweise wirken VOODOO KISS somit gerade dann, wenn sie besonders tief in der Vergangenheit schürfen, nur umso zeitgemäßer und spannender.
Humor und Trash kommen auf „Feel The Curse“ nicht zu kurz
Auf den letzten Metern geht VOODOO KISS dann jedoch kompisotorisch leider etwas die Puste aus. „Kiss Or Kill“ und „Dead Without A Grave“ können dem bereits gehörten keine neuen Facetten hinzufügen, ohne dabei unter das ordentliche Grundniveau des „Feel The Curse“-Materials zu rutschen. Dazwischen gibt es mit „On Wings Of Serpent Dreams“ immerhin ein pathosgeschwängertes Kurzepos, das in den Achtzigern auch den frühen MANOWAR oder IRON MAIDEN gut zu Gesicht gestanden hätte.
Abgerundet wird „Feel The Curse“ von einer launigen Konzeptgeschichte um das Bandmaskottchen Dr. Evil und seine reanimierte Dämonenbraut, bei der weder der Hunmor noch die wunderbar trashige Note zu kurz kommen, die popkulturelle Repäsentationen von Voodoo in den 1970ern und 1980ern stets umwehten. Am Ende von „Feel The Curse“ landet Dr. Evil in der Hölle, während seine liebreizende Kreatur als Frau von Fleisch und Blut auf Erden wandeln darf. Müssen VOODOO KISS also zukünftig mit Steffi Stuber als Hauptsängerin weitermachen? Oder kann Gerrit Mutz sein zylindertragendes Alter Ego für das dritte Album noch einmal aus der Hölle zurück in unsere Welt singen? Wir dürfen gespannt bleiben!
Wieso eigentlich zwei Reviews zu dem Album. Hätte nicht eines gereicht?