Was soll eine Band namens VOMIT SPELL mit Songtiteln wie „Carnage At The Morgue“, „Necrotronic“ und „Anthropophagous Inhumation“ auch anderes spielen als ranzigen, krustigen Death Metal? Rhetorische Frage natürlich. Die Mainzer liefern auf ihrem selbstbetitelten Debüt ebensolchen in beachtlicher Manier. Der kommt ohne große, technische Sperenzien daher und zielt souverän in Richtung Gedärme, um diese mal wieder schön mit dem Hackebeil durch zu massieren. Denn die Rheinhessen setzen prinzipiell weniger auf tumbe Gewalt, sondern mehr auf die Schärfe ihrer Klingen. Getreu ihrem Bandnamen sind sich die Herren dabei auch nie um vokales Gekotze zu schade, im Gegenteil: Gesanglich gibt es bestes, heiseres Geröchel zu bewundern.
Nomen est omen: VOMIT SPELL liefern herrliches Gekotze
Apropos Kotze: Der ästhetische Fokalpunkt liegt mehr in der Kälte und dem Ekel. Ersteres wird vor allem durch frigide sägende Gitarren und das – in Ermangelung eines besseren Wortes – blechern aber nicht dünn klingende Schlagzeug erreicht, was beides zudem der atmosphärischen Seite des Geschehens wunderbar in die Karten spielt. Diese tritt üblicherweise in den langsameren, crustigen Passagen zu Tage und wird oftmals durch Black-Metal-artige Leads in des Hörers Ohr platziert, um sich von dort in die Magengrube zu schneiden. Mit „Leah Sublime“ widmen die Mainzer dem Schwarzmetall sogar einen ganzen Song, wobei das todesbleierne Grundgerüst natürlich bestehen bleibt. Hier weht dennoch eine ordentliche Ahnung schwedischen Black Metals durch den Äther.
Der Ekel, oder besser: die Hässlichkeit kommt vor allem durch den dreckigen, leicht matschig klingenden Gitarrensound zustande. Dabei suhlen sich die Mainzer allerdings bei weitem nicht so tief in der Death-Metal-Kloake, wie das die Dänen UNDERGANG so schön machen. Mehr klingt der Sound der Herren wie das vertonte, geronnene Blut an den Schneidewerkzeugen, die sie vermutlich irgendwann einmal den frühen CARCASS abgeluchst haben. Hygienisch ist das nicht, aber das soll es ja auch nicht sein. Wehtun muss es. Und das tut das Debütalbum auch hinreichend – im besten Sinne des Wortes natürlich. Besagte Black-Metal-Einflüsse, eine ordentliche Portion Crust und hier und da leichte Grind-Einsprengsel (z. B. in „Axiom Of Annihilation“) sorgen für ein wenn schon nicht revolutionäres, dann doch herrlich unterhaltsames und abwechslungsreiches Vergnügen.
Bon Appétit!
Die Härteschraube ziehen VOMIT SPELL für ihr selbstbetiteltes Debüt dabei gar nicht mal so oft zu straff an, sondern lassen regelmäßig Platz zur Entfaltung ihrer atmosphärischen Spielchen, die sich dadurch sinnig in den Sound einfügen und das Ganze in ein homogenes Päckchen schnüren. Das verleiht der Platte einen beeindruckenden und organischen Hörfluss, was man direkt im gut zwischen den Polen Aggression und Atmosphäre ausbalancierten Opener „Carnage At The Morgue“ in Aktion erleben kann. Punkigere, ruppigere Vibes kann man im folgenden „Necrotronic“ mitnehmen, während die einleitende Riffwand von „Contamination Void“ schon fast etwas aus der Richtung Blackened Sludge mitnimmt. Und wenn es nach klassischerem Death Metal dürstet, fährt man vermutlich mit „Disincarnate“ am besten.
Es gibt also reichlich Variation bei den Mainzern. Und mit diesem geschickten Händchen für die richtige Intensität zum richtigen Zeitpunkt bringen VOMIT SPELL ihr selbstbetiteltes Debüt nach gut 34 Minuten gekonnt und souverän über die Zielgerade. Während die Rhythmik zwischen zackigen Blastbeats, punkigen Backbeats und schwer drückenden Grooves wechselt und die begleitende Stimmung entsprechend geschmackvoll angepasst wird, schwingt mit den Gitarren ein gerüttelt Maß an Dreck mit, wodurch die Crustiness des Sounds stets glaubhaft transportiert wird und wodurch sich das Album praktisch nie gekünstelt anfühlt. Dieses Album ist einfach ein kleines Fest für all jene, die ihren Death Metal eher ungewaschen bevorzugen, aber nicht gleich in die dänischen Abwasser oder in die nächste Steinzeithöhle hinabsteigen möchten. Bon Appétit!
Hört sich für mich an wie ne räudige DM Version von Slipknots S/T Demo Sachen. Gefällt mir richtig gut und es ist genau das was ich haben möchte. Geile Shouts, sägende Gitarren, trotz dreckiger Produktion ordentlich Groove und Proberaum Drums. Die Verbindung aus Crust und Blackened Death triggert mich total. Ich erwarte sehnsüchtig die LP 😎