Vom Fetisch der Unbeirrtheit - Vertilger

Review

Nachdem ich dem Debut „Psychohygiene“ des Zwei Mann-Projektes VOM FETISCH DER UNBEIRRTHEIT insgesamt sehr zwiespältig gegenüber gestanden hatte – unter anderem, weil das Zusammentreffen der (ziemlich mäßigen) schwarzmetallischen und der (etwas gelungeneren) elektronischen Elemente viel zu selten war -, war ich wirklich gespannt, wo die Reise mit „Vertilger“ hingehen würde. Das Cover sowie die Bandfotos lassen erahnen, dass die Herrn P. und R. nichts von ihrer betont kranken Grundausrichtung eingebüßt haben, ebenso gibt es ähnlich schräg anmutende Songtitel wie bereits auf „Psychohygiene“ – nur dass es dieses Mal „nur“ fünf überlange Songs sind.

Los geht’s zunächst mit bereits vom „Antipodensystem I“ der „Psychohygiene“ bekannten Black Metal, der mich zunächst an VIRUS zu „Carheart“-Zeiten erinnert – aber bevor das hier wie ein Lob klingt: Der Unterschied zu den schrägen Norwegern ist, dass „schräg“ eben nicht automatisch gut ist, und vor allem, dass VDFUs Schrägheit von der ersten Sekunde sehr gezwungen klingt. Doch ich will nicht zu früh ein Urteil fällen und höre mir „Lachenvieh“ gespannt weiter an. Tatsächlich: Hier treffen Elektronik und Black Metal tatsächlich mal richtig aufeinander, werden miteinander verzahnt – ob das Resultat das ist, was ich mir seinerzeit in meiner Kritik an „Psychohygiene“ vorgestellt habe, weiß ich aber noch nicht. Das wird jedoch spätestens im zweiten Song „Schabenbrut“ deutlich: Nein. Das hier ist unerträglich um der Unerträglichkeit Willen, nicht weil es atmosphärisch zwingend oder auch nur ansatzweise stringent ist. Kein Zweifel: P. und R. können mit elektronischer Klangerzeugung umgehen und haben sich einige – prinzipiell! – spannende Sachen ausgedacht; aber das, was in der Kombination herauskommt, ist in allererster Linie einfach wirr und daher im negativen Sinne anstrengend.

Den Vogel schießen allerdings die Vocals ab: Hatten diese schon auf „Psychohygiene“ die Grenze zur Albernheit des Öfteren mit Leichtigkeit überschritten, leidet die Qualität „Vertilger“s ganz erheblich unter den zu präsenten, zu gepressten und zu prätentiösen stimmlichen Beiträgen. Angesichts der Fetzen, die ich verstehen kann, bin ich ganz froh, dass ich bei Weitem nicht alles verstehe. So ruinieren die Vocals sogar den Song „Multiformale Leiberdimension“ – der eben nicht nur aus einer ziellos wirkenden Aneinanderreihung von Fragmenten besteht, sondern sogar so etwas wie Dramaturgie besitzt und daher instrumental im Grunde ganz cool wäre. Schade.

Kurzum: VDFU gehen ihren Weg zwar konsequent weiter, schaffen es dabei aber auch dieses Mal nicht, wirklich Atmosphäre zu erzeugen – vielmehr entsteht für mich einmal mehr der Eindruck, dass man hier vermeintlich kranke Musik um der kranken Musik Willen und nicht um der Atmosphäre Willen aufgenommen hat.

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29.09.2013

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