Volcandra - Border World

Review

VOLCANDRA reihen sich in die in letzter Zeit immer länger werdende Reihe aus Black-Metal-Kapellen ein, die sich statt Tod und Teufel, Esoterik oder Naturmystik lieber eisiger Science-Fiction widmen. Komplett ungehört war diese inhaltliche Ausrichtung zwar schon vorher nicht, die Dichte an schwarzmetallischen Weltraumeroberern hat mit Bands wie MARE COGITUM, IMPERIALIST oder VORGA in den letzten Jahren aber noch mal merklich zugenommen. Mit „Border World“ setzen nun auch VOLCANDRA zum galaktischen Eroberungsfeldzug an.

VOLCANDRA zwischen Videospielen und feuerspeienden Cyborgs

Inspiriert zu den auf der ihrer EP enthaltenen Geschichten über mythische Bestien, Drachen-Cyborgs, und geheimnisvolle Grenzwelten wurde der Fünfer aus Louisville, Kentucky laut Beipackzettel von der tiefen Liebe zu Videospielen und futuristischen Erzählungen. So kommt die Vermutung, dass sich hinter dem Titel des Openers „Tallon IV“ eine Referenz zur beliebten Metroid-Reihe von Nintendo verbirgt, nicht ganz von ungefähr.

Musikalisch eröffnen VOLCANDRA mit einer frickeligen Leadgitarre und drücken das Gaspedal dann auch gleich voll durch. Um ein herzhaftes „Ugh!“ sind die Amis zwar nicht verlegen, tendenziell brettert man aber recht modern und mit einer guten Portion Thrash durchs All. Man stelle sich vor, VEKTOR würden sich voll in ihre durchaus vorhandene Black-Metal-Schlagseite lehnen. „Resonance Cascade“ schraubt das Tempo leicht zurück und vermischt klassische nordische Schwarzkunst mit verspielten Post-Black-Metal-Elementen, vertrackten Riffs und ausgiebigen Soloeinlagen.

Bei „Colossi“ treffen sich Raserei, abgehackte Stakkato-Riffs und Midtempo-Epik irgendwo in der Mitte, bevor das abschließende „Guardian“ mit einem verstärkten Augenmerk auf melodischen Leads schon fast fröhlich wirkt und die Grenzen zwischen Black Metal und schwedisch anmutendem Melo Death verschwimmen lässt.

Gelungene Probefahrt im neuen Raumschiff

VOLCANDRA bieten auf „Border World“ zeitgemäßen Melodic Black Metal, der um kleinere Schlenker in Richtung Thrash- und Death Metal nicht verlegen ist. Eine gesunde Mischung aus progressiver Technik, brutaler Raserei und filigraner Melodie sorgt bei den vier Tracks der EP zudem für Abwechslung. Allerdings fehlt es dem Material noch ein wenig an zwingenden Hooks und die Produktion hätte etwas ausgewogener sein dürfen, besonders die Drums poltern sich teils recht aufdringlich in den Vordergrund.

Wer oben genannten Bands und anderen zeitgenössischen Genre-Vertretern wie THE SPIRIT oder UADA etwas abgewinnen kann, sollte sich von ein paar kleineren Schnitzern aber nicht davon abhalten lassen, „Border World“ ein oder zwei Ohren zu schenken.

21.06.2022

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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