Volbeat - Rock The Rebel – Metal The Devil
Review
Wer durch „Rock The Rebel – Metal The Devil“ seinen ersten Kontakt mit VOLBEAT hat, wird glücklich in der Gegend herumhüpfen – und sich dann an die Stirn schlagen und fragen: „Warum nicht früher?!“. Der VOLBEAT-erfahrene Hörer dagegen genießt und schweigt – oder gibt seinem Drang nach, auch den Rest der Welt mit dieser Musikerfahrung zu missionieren. Doch der Reihe nach.
Wenn eine Band in ihrer Schaffenshistorie ein Album wie “The Strenght / The Sound / The Songs“ herausbringt, kann, nein muss sie ins Schwitzen geraten, wenn sie nur daran denkt, den Nachfolger kreieren zu wollen. Doch die Dänen, deren Musik ihre Plattenfirma liebevoll „Elvis-Metal“ nennt (sie dagegen scheinen eher die Bezeichnung „Metal that even your Mom would like“ zu bevorzugen), fackeln nicht lange und zünden eine zweite Bombe, die erneut eine explosive und Hit-durchtränkte Mischung aus Rock ´n´ Roll und Metal an den Tag legt. Einfach so.
„Besinne Dich auf Deine Kernkompetenzen“. VOLBEAT brauchen nur anzusetzen, schon kann man den Groove, die Sympathie, den Antrieb, die Dynamik, den Herzschmerz, die Trauer, die Kredibilität, die Spielfreude förmlich schmecken. Transportiert werden all diese Gefühle von einer Stimmgewalt (der Reinkarnation von James Hetfield, Keith Caputo und Elvis Presley in einer Person), die ihres Gleichen sucht. Diese Stimme wiederum wird getragen von Instrumentenklängen, die es beherrschen anzupeitschen, zu drosseln, zu drücken… schlicht aber ergreifend Lust und Laune zu verbreiten. Besonders Schlagzeuger Jon Larsen verdient sich ein Lob, der mit Dynamik großzügig umgeht und die Doublebass im Rockbereich salonfähig macht.
„Viel Kern – viel Kompetenz“. Ein Wechselbad der Gefühle liefert bereits der Opener „The Human Instrument“, der seine Hörer mit der fetten Groovekeule in Partylaune versetzt, um sie anschließend durch Stakkatoeinsätze und einer von Michael Poulsen ergreifend vorgetragenen Melodie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Diesen Ohrwurm wird man so schnell nicht los…stünde mit „Mr. & Mrs. Ness“ nicht schon der nächste Ohrwurm an, bei dem Herr Poulsen offensichtlich mal wieder sein Trauma, „Lucy“, verarbeitet. In penetranter Ohrwurm-Gesellschaft – welch Überraschung – ist ebenfalls das schmachtig beginnende und von dänischen Vocals begleitete „The Garden’s Tale“. Der „hier will jemand seinen Säugling in den Schlaf wiegen“ Eindruck mutiert dabei auf Knopfdruck zu „hier will jemand seinen Säugling in den Schlaf wiegen, um ganz schnell auf die nächste Party zu entfliehen“.
„Erweitere Deine Zutaten – dezent“. Was einem schon zu Beginn aufs Auge gedrückt wird, manifestiert sich spätestens bei „Sad Man’s Tongue“, das laut Booklet „Very heavily inspired by the true sheriff Johnny Cash“ ist. VOLBEAT haben das Banjo kennen und lieben gelernt und über diesen Weg den Country-Touch in ihr musikalisches Herz gelassen. „Schmeißt die Ladies durch die Luft und streckt die Bierkrüge empor!“, lautet bei der Cash-Hommage der Befehl. Yeeehaaa! Davon hätte man gerne mehr gehabt.
Auch wenn die Hitdichte für VOLBEAT-Verhältnisse zum Ende hin nicht gehalten werden kann, „Soulweeper #2“ seinem großen, schmachtigen Bruder etwas nachsteht und „Boa (JDM)“ in erster Linie durch seinen Moshpart (…huch, habe ich Moshpart gesagt?!) überzeugen kann, so höre Du, lieber Leser, auf meine Worte: Warte auf einen sonnigen Tag, setz’ Deinen Cowboyhut und Deine Pornobrille auf, steig’ ins Auto, mach’ das Dach auf…mach’ das Schiebedach…mach’ das Fenster auf, wirf „Rock The Rebel – Metal The Devil“ ein, dreh’ laut auf…lehn’ den Ellbogen nach draußen, drück’ aufs Gas und presch singend durch den lauen Sommerwind. Es wird Spaß machen. Versprochen.