Volbeat - Outlaw Gentlemen And Shady Ladies

Review

Wer sich die (zugegeben etwas hoch gegriffene) Punktzahl unter meiner Rezension zu VOLBEATS letztem Album „Beyond Hell/Above Heaven“ anschaut, der wird feststellen, dass ich den Dänen auch ihre leichten Schlenkerer Richtung Kommerz verziehen habe. Es gab aus meiner Sicht auch auf den viel gescholtenen Alben zwei und drei genügend Ausreißer nach oben, um die Scheiben unterm Strich als logische Entwicklung einzuordnen, die Spaß macht. Ein Album wie „Outlaw Gentlemen And Shady Ladies“ zu bewerten ist nicht einfach, da sich Objektivität und emotionaler Aspekt mitunter arg widersprechen. Der Leser erwartet vermutlich schlicht Ehrlichkeit und damit kann ich dienen: VOLBEATS neues Album ist ein weichgespültes, auf das millionenfach eroberte Radio-Publikum ausgerichtetes Kommerz-Album, an dem man sich als offener Rockfan den ein oder anderen Song schönhören kann.

Wer erwartet hat, dass eine kommerzielle Hitsingle wie „Cape Of Our Hero“ mit seinem radiotauglichen Melodiechen die große Ausnahme bildet, der muss umdenken: Das ruhige, vor Allem im Vergleich zu alten Smashhits sehr zurückhaltende Fahrwasser ist auf „Outlaw Gentlemen“ eher die Regel. Die noch am ehesten an „Rock The Rebel“-Zeiten erinnernden Songs wie „Lola Montez“ (gut) und „Doc Holiday“ (leichte METALLICA-Refrenzen) zeigen, was aus dem Album hätte werden können: VOLBEAT haben diese Art Songwriting nicht verlernt, sie haben nur scheinbar nicht mehr so viel Bock darauf. Hört man den Opener „Pearl Heart“ als normalen, eingängigen Rocker, mag er mit seiner netten Melodieführung in Ordnung gehen, als VOLBEAT-Song wirkt er saft- und kraftlos. Das KING DIAMOND-Feature bei „Room 24“ ist der bemühte Versuch, die Metal-Fans der Band bei der Stange zu halten, das Duett mit Sarah Blackwood bei „Lonesome Rider“ wirkt wie der unspektakuläre Versuch eines Country-Rockers im Nashville-Stil. Und es gibt ein neues, bisher bei der Band eher unbekanntes Phänomen: Bei „The Hangman’s Body Count“ fiel Michael Poulsen, dem Mann, der sich mal geschworen hat, Songs, die nicht nach fünf Sekunden zünden in die Tonne zu klopfen, keine brauchbare Hook ein. „Our Loved Ones“, am Ende platziert, ist eine balladenartige Schlussnummer, die dank Harp und Westerngitarren ein bisschen Wild-West-Atmosphäre versprüht – allerdings debattieren die Herren am Lagerfeuer nicht über die nächste Schlacht, sondern allenfalls über die bevorstehende Bettruhe. Es gibt auf „Outlaw Gentlemen“ viel nett zu hörendes Mittelmaß, aber, das muss man so klipp und klar sagen, keinen einzigen herausragenden Hit, den man sich immer und immer wieder reinpfeifen will.

Würde man zusammenfassend sagen, das neue VOLBEAT-Album sei schlecht, wäre das gelogen. Wer „Outlaw Gentlemen“ aber den Vibe, die Spannung und den Flow abspricht, die VOLBEAT anno 2005 zu den Newcomern schlechthin in der Metal-Szene gemacht haben, der trifft es damit ganz gut auf den Punkt. VOLBEAT fühlen sich wohl in der Welt der Reichen und Schönen, und man darf auch dann, wenn man mit dem ein oder anderen Song der Scheibe seinen Frieden schließt durchaus bedauern, dass da eine weitere Band vom Geldesel gesegnet wurde. Für die Band mag der Schritt logisch und sogar ehrlich sein, für Teile der Fangemeinde sind es zwei oder ein paar mehr Schritte zu viel. Viel Spaß bei Rock am Ring, meine Herren.

05.04.2013
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