Vola - Friend Of A Phantom

Review

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Wieder einmal hat sich das Make-It-Or-Break-It-Klischee des dritten Albums bewahrheitet: „Witness“ bedeutete, trotz denkbar ungünstigem Veröffentlichungszeitpunkt mitten in der Pandemie nicht weniger, als einen Meilenstein in der Bandgeschichte von VOLA – das bestätigt auch Fronter Asger Mygind im Interview (demnächst). Auch den Verfasser dieser Zeilen traf diese Platte, trotz oder gerade aufgrund niedriger Erwartungshaltung, mitten ins Herz. Die Voraussetzungen für den Nachfolger sind also nicht die einfachsten, denn dieses Mal dürften die allermeisten nicht weniger als ein mindestens ebenbürtiges Release von den Progressive-Metallern aus Dänemark erwarten.

VOLA – Fulminanter Start

Wer befürchtet, dass es dem Nachfolger an Hits mangeln könnte, muss nicht lange warten, bis diese Angst förmlich weggefegt wird. „Cannibal“ hat nicht nur alles was ein VOLA-Song braucht – ein Killer-Prog-Riff, einen eingängigen Refrain und, wie immer, anspruchsvoll-verspieltes Drumming – sondern kann auch mit einem unerwartet stimmigen Feature aufwarten. IN FLAMES-Fronter Anders Fridén wird nicht selten für seine Vocals kritisiert, hier trifft der Göteborger aber den Nagel auf den Kopf und wertet die ohnehin schon starke Nummer noch einmal auf. Welch ein fulminanter Start!

„Break My Lying Tongue“ war, abgesehen vom vor bereits über einem Jahr veröffentlichten „Paper Wolf“, die erste richtige Single zu „Friend Of A Phantom“ und, sagen wir es direkt: Der verwendete und sehr prominent zur Geltung kommende Synth-Sound kann einem tierisch auf die Eier gehen. Die Gefahr hierbei ist natürlich, den Song direkt zu skippen, davon ist allerdings dringend abzuraten, denn mit jedem Hördurchlauf vollzieht sich eine merkwürdige Wandlung. Tatsächlich ist „Break My Lying Tongue“ nämlich fast schon unverschämt eingängig und liefe theoretisch Gefahr, für eine deutliche Überzuckerung zu sorgen. Je mehr sich das Gehirn an den sicherlich ungewöhnlichen, sägenden Sound gewöhnt, desto mehr wird klar: Hier ist es, das Gegengewicht zu all den ansonsten vielleicht etwas zu glatten Features der Nummer. Dran bleiben lohnt sich also!

Nicht nur die beiden folgenden, etwas ruhigeren Songs „We Will Not Disband“ und „Glass Manequin“ verdeutlichen einen der größten Unterschiede zwischen „Witness“ und „Friend Of A Phantom“: Trotz aller Melodik zieht sich eine immer präsente Melancholie durch die gesamten gut 40 Minuten Spielzeit, vermutlich nicht zuletzt der Entstehung während der Corona-Zeit geschuldet. So gesehen nähert man sich ein wenig Kollegen wie LEPROUS oder VOYAGER an, behält aber weiterhin seine komplett eigene Note bei.

Auf die Kacke hauen können VOLA aber trotzdem noch, dazu braucht es nicht einmal mehr einen Gast wie Anders Fridén, so zeigt Multitalent Mygind häufiger denn je, dass er auch harsche Vocals immer sicherer beherrscht, was „Bleed Out“ beispielsweise eine zwischenzeitlich fast schon apokalyptische Atmosphäre verleiht. Wird es verträumt bis hymnisch, wie im wieder einmal traumhaften Finale „Tray“, macht dem Mann natürlich ohnehin niemand etwas vor.

Voller charmanter Details – „Friend Of A Phantom“

Erneut schaffen es VOLA fast schon in Perfektion, Songs zu schreiben, die zuerst komplett straight und eingängig wirken und daher eine schnelle Abnutzung fast schon erwarten lassen, aber dann plötzlich ihre volle Strahlkraft entfalten. Wie nur wenigen andere Bands gelingt es den Dänen (mit schwedischem Drummer), immens viele charmante Details unterzubringen, die sich erst bei aufmerksamem Hören zeigen, ohne dabei auch nur ansatzweise artsy-fartsy zu wirken.

„Friend Of A Phantom“ klingt wie VOLA, aber eben doch vollkommen anders als „Witness“. Düsterer, melancholischer, aber nicht zwingend softer. Eher knallen die härteren Momente noch mehr rein, während die zarten Töne noch stärker verzaubern können. Wem die glockenhelle Stimme von Asger Mygind schon immer auf den Puffer ging und wer mit komplett modernem, mit Synthesizern voll gepackten Breitwand-Sound eh nichts anfangen kann, der wird VOLA weiterhin links liegen lassen. Alle anderen bekommen aber ein Album, dass das hohe Niveau seines Vorgängers definitiv halten kann.

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26.10.2024

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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