Voivod - The Wake

Review

Soundcheck Oktober 2018# 8 Galerie mit 22 Bildern: Voivod - Titans Of Creation European Tour 2023 in Hamburg

Zwei Jahre haben VOIVOD uns nach „Post Society“ dann doch warten lassen. Die EP hat die Band wieder deutlich näher an ihren Wurzeln gezeigt, brachte eine punkige Bissigkeit mit und garnierte das mit einem HAWKWIND-Cover in Gedenken an Lemmy. Auch so kann man schon mal ein Album anteasern.

Tja, nun ist es da, hört auf den Namen „The Wake“ und folgt der EP stilistisch im Großen und Ganzen auf dem Fuße. Erneut sehr technisch orientiert erforscht Daniel „Chewy“ Mongrain wieder einmal die Riff-Gefilde fernab jeglicher Pop-Harmonien, verbeugt sich dabei selbstredend vor dem großen Denis „Piggy“ D’Amour. Dissonante Gitarrenläufe formen sich zu zackig und präzise gespielten Salven zusammen, die man durchaus dem Thrash Metal zuordnen kann, aber natürlich eine experimentelle Kante mitbringen. Darüber thront der raue Gesang von Denis „Snake“ Belanger, der sich recht variabel in den Songs bewegt.

VOIVOD klingen noch wie sie selbst

Und in ihren stärksten Momenten hauen VOIVOD auf „The Wake“ auch richtig auf den Putz. Knackig-punkige Grooves bekommt der Hörer direkt auf dem Opener „Obsolete Beings“ serviert. „Inconspiracy“ schraubt die Heaviness hoch, was in einem abartig geilen Groove in der Bridge resultiert. „Spherical Perspective“ wirkt mit seinem melodischen Refrain geradezu hymnisch. Und schön ist auch die Idee, die hinter dem Rausschmeißer „Sonic Mycellum“ steckt: Hier werden verschiedene Motive aus den Songs des Albums noch einmal wieder aufgegriffen, was noch einmal für einen schönen „Aha!“-Effekt sorgt und tatsächlich kompetent umgesetzt ist.

Doch „The Wake“ fehlt es an Gift und Galle

Tja, das Wort „schön“… Eigentlich ist das kein Prädikat, mit dem man ein VOIVOD-Album betiteln möchte. Denn VOIVOD sind vor allem dann am besten, wenn ihr Sound das Menschenfeindliche, das Lebensbedrohliche, ja: das Hässliche verkörpert. Und das fehlt „The Wake“ leider. Die Platte klingt einfach viel zu nett und sauber, wodurch den härteren Passagen das nötige Aggressionspotential abhanden kommt.

Hinzu kommen Songs wie „The End Of Dormancy“ und „Always Moving“, beide recht uninspiriert in dem, was sie darstellen sollen. „The End Of Dormancy“ ist ein vergleichsweise langsamer Stampfer, dessen mechanische Charakteristik eigentlich gut was hermachen würde, wenn der Song eben eine abrasive Laser-in-die Fresse-Produktion á la „Phobos“ aufzuweisen hätte. Hat er aber nicht, und so kommt der Song zahnlos daher. „Always Moving“ langweilt dagegen schon zu Beginn mit seinem blöden Uffta-Rhythmus und verliert sich in der Folge zu sehr in Beliebigkeit, aber immerhin sind die Gesangsharmonien gegen Ende gelungen.

Das Gröbste stimmt aber

Vermutlich werden VOIVOD aber auch nicht mehr so dreckig wie einst klingen. Denn ihre frühen, ihre besten Werke sind einfach unter ganz anderen Umständen entstanden und hatte die Band zu Maßnahmen gezwungen, die sich letzten Endes als wirksam herausstellen sollten. Und „The Wake“ hat diesen Druck einfach nicht und lässt daher auch ein bisschen den Zwang missen. Dennoch steckt hierhinter ein mindestens mal grundsolides Album, das die Band zumindest rein technisch in Höchstform zeigt. Die ars ist also da, das ingenium fehlt „The Wake“ halt etwas…

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20.09.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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12 Kommentare zu Voivod - The Wake

  1. tomhet sagt:

    lol Also ehrlich, dass ist einer der besten alben von VOIVOD! Ich werd jetzt nicht näher auf das album eingehen… Hoffe es gibt noch ein Review von jemanden aus der Redaktion, der mehr versteht.

  2. Dor Leo sagt:

    Eigentlich find ich keinen schlechten Song auf dem Album.
    Aus meiner Sicht liegt es an einer zahnlosen Produktion, was The Wake
    fast langweilig erscheinen lässt.
    Man stelle sich Iconspiracy oder Spherical Perspective mal mit einer richtig fettem Produktion vor, so präsentiert ist The Wake leider eine Enttäuschung.
    Im grossen und ganzen muss ich dem Review beipflichten, obwohl sich der Kollege Klaas hier etwas zu sehr ins negative steigert.
    Aber auch verständlich, darf man doch von einer Band wie Voivod auch mehr erwarten. Mein Fazit: Material Top, Umsetzung Flop.

    6/10
    1. ClutchNixon sagt:

      Die Songs sind einfach großartig. Dass die Herren mal was richtig Sauberes produzieren wollten, kann ich Ihnen bei dieser songwriterischen Klasse nun wirklich nicht vorwerfen. Von mir aus darf auch die nächste Platte im Sinne des modernen Wohlklangs tönen. Zwei Punkte Abzug finde ich wirklich hart, zumal der Rezensent die Songs an sich ja durchaus goutiert.

      8/10
  3. mono sagt:

    Ich finde es fehlt ein wenig die Leichtigkeit. Die Riffs sind oft zu verkopft und ein bisschen steril. Leider zu wenige spacige Akkorde, dafür oft viele Gitarrenläufe. Bass kommt mehr zur Geltung und hat mehr Gestaltungsspielraum. Drums leider viel zu leise und oft zu eintönig, das ging schon mal wesentlich besser.

    ABER:

    Nach 3maligen Hören gefällt es mir immer besser. Das Hören und gleichzeitige Lesen der Texte empfehle ich sehr. Hier kommt dann alles zusammen.

    Voivod bitte kommt nach Wiesbaden ins Kesselhaus!!!!

    8/10
    1. mono sagt:

      Sorry, ich bin es nochmals. Also der Reviewer irrt leider. Das Album ist der Kracher. Die Musik ist frisch und die Texte sind sowas von zeitgemäß – bestes Album seit langem. Voivod at their best, too bad Piggy has left the mothership 🤘

      10/10
  4. Schraluk sagt:

    Was soll man, selbst wenn man es warum auch immer möchte, schlechtes übr diese Band sagen. Eine Band, die wie kaum eine andere einen dermassen hohen Wiedererkennungsgrad aufweist, eine Eigenständigkeit, trotz der Vermeidung von permanenten Wiederholungen. Dazu gehörten diese Typen alle (RIP) immer zu den sympathischsten Menschen auf diesem Planeten und im Metal Kosmos. ‚The Wake‘ ist mal wieder outstanding, ohne Lücke, ohne schlechten Track, eben Voivod. Für die 10 Punkte langt es leider nicht ganz, denn jemals wieder an Meilensteine wie ‚Dimension Hatröss‘, ‚Killing Technology‘ oder ‚Outer Limits‘ heranzukommen, sollte äusserst schwierig werden.

    9/10
  5. Stefan sagt:

    Kenne nicht alle Alben aber dieses finde ich auf jeden Fall remarkable. Konnte ich nach Jahren direkt identifizieren dass ich es kenne. Lebt für mich von der leicht verrückten, ins Bizarre gehenden Atmosphäre.

    8/10
  6. Stefan sagt:

    Hatte es nach Erscheinen glaube ich lediglich 2x gehört, ich glaube aber, ich muss dem Album ein paar mehr Durchläufe gönnen. Da ist ja doch einiges drin. Verbindet die Vibes von Psychotic Waltz mit einem punkig-thrashigerem Stil und rauhem Sound der mir sehr zusagt. Gitarrensolo Eskapaden stehen weniger im Fokus, aber wenn soliert wird dann fügt es sich super in die Songs ein. Die Riffs und Gesangslinien sind aber auch so spannend genug dass sie mit jedem Hören für mich weiter wachsen. Wird wohl zu einem Album werden auf das ich immer mal zurück greifen werde.

  7. Stefan sagt:

    Könnten eigentlich auch 9 Punkte sein. Kann es nicht mehr ändern, schade..

  8. Stefan sagt:

    Ah ich kann doch eine weitere Wertung abgeben. Scheine ja nicht der einzige zu sein, für den das Album ein Grower war oder ist. Ich gebe 10 Punkte. Das Album ist genau das was es sein soll. Die Riffs sind dissonant und trotzdem catchy, der Gesang ist deutlich verbessert gegenüber früheren Alben und vielseitig. Die Soli sind gezielt gesetzt und songdienlich und absolut außerirdisch, jazzy in der Melodieführung während der spacige Sound und das Wah die Virtuosität unterstreicht.
    Songaufbau bleibt spannend, im letzten Song, dem Longtrack, finden sich Reprises von den vorigen Songs im Arrangement, wodurch wir es hier ganz klar mit einem Prog-Konzept-Album zu tun haben. Die Pink Floyd Anleihen fügen sich super auch in die sich dann metallischer entwickelnden Songs ein.
    Die Reduziertheit einiger Arrangements täuscht etwas darüber hinweg wie viel es hier eigentlich zu verarbeiten gibt, aber nach ein paar Durchläufen fällt mir auf, hier ist nichts dem Zufall überlassen, und wenn dann wurden die Zufälle ganz bewusst gewählt zusammengefügt. Als jemand der keine Nostalgie für die früheren Werke der Band empfindet und die jetzt alle im relativ frischen direkten Vergleich hören kann, empfinde ich dieses Album als deren bestes. Prog Metal vom Feinsten, angejazzt mit punkiger Rotzigkeit und atmosphärischer Rafinesse in einem, etwas irre wie Psychotic Waltz. Spannendes Teil. Freue mich über den zweiten Frühling den die Band offenbar gerade erlebt und bin gespannt auf den Nachfolger.

    10/10