Voidhaven - Voidhaven (EP)

Review

Ihr besucht ein Konzert einer Eurer Lieblingsbands, und dann passiert es. Da ist dieser eine Local Support, den Ihr mal so gar nicht auf der Rechnung hattet, der Euch direkt vollkommen umhaut. Klar, irgendwie erhofft man sich sowas immer ein wenig von Vorbands, genau so wie die Musiker hoffen, sich neue Fans erspielen zu können. Trotzdem klappt das so richtig eigentlich relativ selten. VOIDHAVEN sind aber genau so ein Glücksfall. Leider folgt dann auch häufig die schnelle Ernüchterung. Ihr habt eine CD Eurer Neuentdeckung mitgenommen, und so nüchtern zu Hause klingt das alles gar nicht mehr so überwältigend. Ist dies auch bei dem selbstbetitelten, ersten Studio-Output der Hamburger der Fall?

VOIDHAVEN – Getragenes von alten Hasen im Doom-Business

Gleich vorneweg: So richtig überraschend ist es dann doch nicht, dass VOIDHAVEN schon bei ihrem ersten Gig überzeugen können, da alle Beteiligten nicht gerade Neulinge auf der Bühne sind. Letztlich handelt es sich bei der Band um CRIMSON SWAN, verstärkt durch Neuzugang Phil an der Gitarre, der schon bei nicht ganz unbekannten Formationen wie OPHIS oder FÄULNIS gezockt hat bzw. das immer noch tut. Auch am Doom-Projekt FVNERAL FVKK sind einige Mitglieder beteiligt.

Auf der nur zwei Songs umfassenden EP gibt es, wenig überraschend, viel getragenes zu entdecken. Im Gegensatz zu FVNERAL FVKK bewegen wir uns aber weniger im epischen Fahrwasser von CANDLEMASS, sondern eher im Death Doom, der trotzdem sehr melodiös ausfällt. Die Melodien werden aber nicht, wie bei vielleicht vergleichbaren Bands, über heulende Leads erzeugt, sondern vielmehr mittels fragilem, cleanem Gitarrenspiel und dem, häufig zum Einsatz kommenden, Klargesang von Sänger Simon. Dieser wirkt immer ein wenig zerbrechlich und entrückt, als handele es sich um einen Trauergesang für einen kürzlich verstorbenen. Um so düsterer schlagen dann die Abgründe der düsteren Zeitlupenriffs und das tiefe Grabesgekrächze ins Kontor, die den ausgleichenden Gegenpol zur gleichermaßen vorhandenen Epik bilden. Schnelle Blast-Beat-Einschübe und Melodic Death-Einflüsse, wie z.B. bei DÉCEMBRE NOIR sucht man hier aber vergebens, das langsame Tempo bleibt über die volle Länge bestimmend.

An der Produktion der Scheibe wird sich vielleicht der ein oder andere stören. Ja, Hochglanz und Perfektion bis ins allerletzte Detail sollte man besser nicht erwarten. Wer damit aber leben kann, bekommt dafür einen sehr natürlichen Old-School-Sound geboten, der jedem Instrument genügend Raum lässt. Erinnerungen an die Anfangszeit von KATATONIA , aber natürlich auch an MY DYING BRIDE, sind an vielen Stellen präsent. Die Keyboards fügen sich außerdem derart harmonisch in den Mix ein, dass sie zu keiner Zeit unpassend wirken oder zu weit im Vordergrund stehen.

Beeindruckender Erstling mit Hoffnung auf mehr – „Voidhaven“

VOIDHAVEN erschaffen gleich mit ihrem Erstling ein beeindruckend verzweifeltes Doom-Werk. Die einzigen wirklichen Kritikpunkte sind die kurze Spielzeit und das an einigen Stellen nicht ganz schlüssige Songwriting. Manchmal ertappt man sich beim Hören dabei zu überlegen, welcher der beiden Songs eigentlich gerade läuft. Da „Voidhaven“ als Einheit aber wunderbar funktioniert, fällt das letztlich nicht wirklich ins Gewicht. Die Messlatte für einen, hoffentlich bald folgenden, ersten Longplayer liegt also bereits verdammt hoch.

24.11.2018

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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