Voidhaven - Lithic

Review

Ein schwitziger Gig im Hamburger Bambi Galore anno 2018, eine überraschend hervorragende Support- Band und eine spontan eingetütete EP in Eigenregie, da das eigentliche Release nicht rechtzeitig zum allerersten Gig von VOIDHAVEN fertig wurde. So Begann die Beziehung des Verfassers zu den Hamburger Doomern und der selbstbetitelte Zwei-Tracker ließ großes erahnen. Leider wurde es dann, zumindest in Sachen Releases, erst einmal sehr still um die Band, bis dieser Tage mehr oder weniger plötzlich das Longplay-Debüt „Lithic“ erschien. Können VOIDHAVEN, deren Mitglieder allesamt bereits über viel Erfahrung in Bands wie CRIMSON SWAN, FVNERAL FVKK oder OPHIS verfügen, das hohe Niveau der EP halten oder sogar noch übertreffen?

VOIDHAVEN – Treffen mitten ins schwermütige Herz

„Lithic“ startet mehr als vielversprechend, trifft das Hauptthema, das „Resting On Tombs“ trägt doch direkt mitten ins schwermütige Herz. Auch das tonnenschwere Riffing, kombiniert mit tiefen Growls, teilweise aber auch gefährlichem Fauchen lassen eigentlich wenig Wünsche beim geneigten Death-Doom-Fan offen. Aber natürlich ist da noch die andere Seite von VOIDHAVEN. Der Song öffnet sich, Sänger Simon setzt seinen Klargesang ein, bei dem immer ein wenig sakrale Atmosphäre mitschwingt und zwischenzeitlich wähnt sich der Hörer im Epic Doom.

Genau diese Schnittmenge zwischen epischem und tödlichem Zeitlupen-Metal zelebrieren VOIDHAVEN dann auch erwartungsgemäß in 53 Minuten Spielzeit auf „Lithic“. Ob die Kitschgrenze dabei überschritten wird, oder nicht, muss jeder für sich beantworten. Opulente Keyboardflächen und manchmal ein wenig in Richtung Gothic schielende Piano-Einlagen sind in jedem Fall vorhanden. Aber wen das stört, der kann vermutlich auch nichts mit Klassikern wie PARADISE LOST oder natürlich MY DYING BRIDE anfangen.

Vergleiche mit großen Namen? Spielen VOIDHAVEN also in dieser Liga oder kopieren sie etwa einfach die ganz großen im Doom? Weder noch. Ganz besonders durch die Stimme von Simon Schorneck haben die Hamburger ein Ass in Sachen Alleinstellungsmerkmal im Ärmel und spielen dies auch immer wieder aus, ohne es mit dem Klargesang zu übertreiben. In Sachen Songwriting ist stellenweise aber dann doch noch ein wenig Luft nach oben. Zwar gibt es mit Sicherheit keinen Totalausfall, einige Songs wollen auch erarbeitet werden und gehen eben nicht auf Nummer Sicher. Gerade in „Sermon Of Scorn“ und „To Walk Among Ghosts“ haben sich aber doch ein paar Längen eingeschlichen, in den letzten drei Songs trumpft „Lithic“ aber noch einmal ordentlich auf.

Geht nicht im Doom-Einerlei unter – „Lithic“

Fette, aber eben nicht unnatürliche Produktion, variabler Gesang, packende Riffs und Melodielinien zwischen fesselnd und verträumt: „Lithic“ schafft es, nicht im Einerlei der zahlreichen Doom-Veröffentlichungen unterzugehen. Die Erfahrung der an VOIDHAVEN beteiligten Musiker scheint zu jeder Zeit durch.

Für den ganz großen Wurf reicht es vielleicht noch nicht, dennoch sollten alle Liebhaber schleppend-schwerer Töne diese Scheibe unbedingt auf dem Zettel haben, auch wenn die Veröffentlichung zu Beginn des Sommers sicher nicht optimal ist. Im Zweifelsfall: Kaufen, ins Regal stellen und zum ersten Herbststurm wieder auflegen. Durch das komplexere Songwriting im Vergleich zur Debüt-EP zündet „Lithic“ vielleicht nicht ganz so schnell, die Chancen an trüben Tagen immer wieder für traurig-schöne Momente zu sorgen, sind dafür um so größer.

01.07.2023

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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