Voidgazer - Dance Of The Undesirables

Review

Soundcheck Juni 2024# 14

Soweit unsereins erkennen kann, dürften die hier gegenständlichen VOIDGAZER noch weitestgehend unbeschriebene Blätter im Metal-Sektor sein. Trotzdem konnten sie einen Vertrag bei Reigning Phoenix Music ergattern, sodass die Herren aus St. Louis beste Voraussetzungen haben, hier eine Steilvorlage zu verwandeln, vorausgesetzt ihr Full-Length-Debüt „Dance Of The Undesirables“ macht da mit. Dabei scheint es sich um die Wiederauflage bzw. Neueinspielung der gleichnamigen EP von 2021 zu handeln, erweitert um die beiden abschließenden Tracks „Grand Appeasement“ und „From Nothing“, wobei erstgenanntes nur ein einminütiges, atmosphärisches Interlude ist.

Sind VOIDGAZER ein klassischer Senkrechtstarter?

Doch was genau erwartet die Hörerschaft hier eigentlich? Im wesentlichen wird hier ein Mix aus Death Metal und Sludge gespielt, dessen Fundus an Riffs jedoch hauptsächlich dem Heavy Metal/Hard Rock der Achtziger entspringt. Wer hier z. B. an WARCRAB denkt, denkt in etwa in die richtige Richtung, wobei die hiesigen Herren deutlich agiler unterwegs sind, ihre Hörerschaft also mit nicht allzu tonnenschwerer Riffkost zu begraben suchen. Außerdem beansprucht die Band noch eine Prog-Komponente für sich, die sich darin äußert, dass die Songs keinen klassischen Strophe-Refrain-Mustern folgen, sondern erstaunlich lateral verlaufen.

Angesichts der beschriebenen Riffästhetik ist das ein durchaus gewagter Schachzug, an Selbstvertrauen scheint es den Herren also nicht zu mangeln. Gewagt deshalb, da in Ermangelung größerer Hooks die Riffs der Hauptakteur sind, mit denen diese Veröffentlichung steht und fällt. An dieser Stelle fällt zuvorderst „Expectations Managment“ auf, bei dem die Gitarrenarbeit noch am schillerndsten zur Schau gestellt wird und zeigt, welch Potential in dieser Mische drin steckt. Man kommt praktisch gar nicht in die Verlegenheit, Langeweile zu verspüren, da VOIDGAZER ihrer Hörerschaft stets irgendein ein neues, arschgeiles Riff vor den Latz knallen, sodass das Gaspedal sich wie von selbst durchs Bodenblech durchdrückt.

Möglicherweise, aber Luft nach oben hat „Dance Of The Undesirables“ allemal

Wie schnell dieser Sound allerdings auch an seine Grenzen gerät, demonstriert „Dance Of The Undesirables“ immer dann, wenn die Gitarren eben mal kein atemloses Feuerwerk an Riffs und Licks abfeuern. Das kann klappen, wenn die einzelnen Phrasen wie beim Opener „Jesus Take The Needle“ oder im Rausschmeißer „From Nothing“ mit guten Überleitungen versehen werden. Oft genug rächt sich die Songwriting-Entscheidung jedoch, auf Hooks zu verzichten. Als Beispiel sei hier mal der Titeltrack angeführt, der durch genau diese Problematik ziemlich beliebig vor sich hin lärmt. Einige Höhepunkte gibt es zwangsläufig, da die Band nun mal ziemlich behände ist in Sachen Instrumentierung. Und so landen sie mit einzelnen atonalen Riffs und den nach wie vor elegant gezockten Licks einige Hinhörer in einem ansonsten jedoch relativ planlosen Song.

Eine Lösung für das Problem, die sich unsereins vorstellen kann, ist, in Sachen Songwriting zweigleisig zu fahren. D. h. laterale Songs darbieten, wenn die Riffs stimmen und/oder ineinander überführt werden können, sodass die Übergänge stimmen. Und wenn es eben mal nicht so mit dem Flitzefinger klappt, sollten VOIDGAZER mehr Kraft in klassische Hooks investieren und die entsprechenden Stücke drum herum schreiben. Die Beschaffenheit der Riffs jedenfalls schreit förmlich nach überlebensgroßen Mitgröl-Refrains. „Dance Of The Undesirables“ hat seinen Reiz und der Sound ist auch knackig und kantig, doch man spürt, dass hier noch Luft nach oben ist. Für den Anfang geht die Platte aber voll in Ordnung.

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31.05.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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