VoidCeremony - Threads Of Unknowing

Review

Vor drei Jahren debütierten VOIDCEREMONY mit einem im wahrsten Sinne des Wortes wahnsinnigen Album namens “Entropic Reflections Continuum: Dimensional Unravel”, das als Soundtrack irgendwo zwischen den “Cthulhu”-Mythos und “Einer flog über das Kuckucksnest” gepasst hätte. VOIDCEREMONY gefielen vor allem durch ihre Wertschätzung alter Klassiker (PESTILENCE, GORGUTS) in Kombination mit einem fokussierten Blick nach vorn – und natürlich durch sensationelles technisches Können. Was könnte auch anderes erwartet werden von einer Band, die sich aus Mitgliedern von STARGAZER, ETERNITY’S END, FUNEBRARUM, ASCENDED DEAD, SKELETAL REMAINS und CHTHE’ILIST zusammensetzt?

VOIDCEREMONY: Chaos, Verwirrung, Verstörung

Nach einem derart starken Album wie “Dimensional Unravel” sind die Erwartungen natürlich sehr groß. Erneut sind Produktion und Cover Artwork sehr gelungen; die instrumentalen Fähigkeiten der Beteiligten haben sich in den drei Jahren natürlich ebenfalls nicht verschlechtert. Kompositorisch lassen sich hingegen kleinere Veränderungen feststellen. Den thrashigen TIMEGHOUL-/NOCTURNUS-/SADUS-Einschlag haben VOIDCEREMONY auf “Threads Of Unknowing” ein gutes Stück zurückgefahren. Stattdessen wurde der Anteil an walzendem Groove, wie man ihn von IMMOLATION oder MORBID ANGEL kennt, ausgebaut – selbstverständlich stets außerhalb primitiv-bürgerlicher Vier-Viertel-Taktmuster.

Dadurch wirken VOIDCEREMONY etwas weniger melodisch, halten sich die jazzige Kante allerdings noch. Insgesamt führt die Weiterentwicklung dazu, dass “Threads Of Unknowing” ein gutes Stück brutaler als das Debüt ist, wie “Writhing In The Facade Of Time” und “Abyssic Knowledge Bequeathed” demonstrieren. Mit dem elfminütigen “Forlorn Portrait: Ruins Of An Ageless Slumber” steht ohnehin ein monolithisches Monument am Schluss der Tracklist, das wie eh und je in der Lage ist, den Unterkiefer in subäquatorialer Krampfstellung verharren zu lassen.

“Threads Of Unknowing” = Gehirnjogging

Mit “Threads Of Unknowing” haben VOIDCEREMONY zwar ihr überragendes Debüt nicht übertreffen können, ihnen ist aber eine andere wichtige Sache gelungen: Sie können ihren Status in der gegenwärtigen Szene progressiver Death-Metal-Bands untermauern und beweisen, dass ihnen nicht im Mindesten der Hauch eines wenig substantiellen Allstar-Projekts anhaftet. Vielmehr könnten VOIDCEREMONY, wenn sie beständig so weiterarbeiten, in der Tat eines Tages das Erbe von einigen der oben genannten Bands antreten. Zumindest Drummer Charlie Koryn kann bereits als der unbestrittene neue Pete Sandoval gefeiert werden und es verwundert dementsprechend nicht, dass er aktuell für Live-Auftritte bei MORBID ANGEL als dessen Nachfolger fungieren darf. Horror kennt jedenfalls einen neuen Soundtrack und der heißt VOIDCEREMONY.

07.04.2023

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

Exit mobile version