VÖLUR sind eine wunderbare Neuerscheinung am experimentellen Doom Metal-Himmel: Die Band um den BLOOD CEREMONY-Bassisten Lucas Gadke bringt auf ihrem Debütalbum „Disir“ gekonnt die schwere des Doom und die Leichtigkeit von spirituellem Folk zusammen. Das Geheimnis bei dieser Rezeptur ist neben einer besonderen Instrumentierung auch die Ausgewogenheit der Mischung und die Qualität der Zutaten: Neben Mr. Gadke befindet sich in Gesellschaft der für Geige und elektronische Effekte zuständigen Laura Bates und dem Schlagzeuger von DO MAKE SAY THINK – James Payment.
So ungewohnt und reduziert die Instrumentierung, so besonders auch die Musik, die VÖLUR in den vier Titeln von „Disir“ abliefern: Chöre, die den Charakter von Beschwörungsritualen annehmen, werden ergänzt von folkigen Geigenklängen und einem Bass, der seine Rolle sehr melodisch und prägnant interpretiert. Diese Zusammenstellung harmoniert stimmig, hinzu kommt eine dichte, beinahe mystische und naturverbindende Atmosphäre. Weite und Einsamkeit sind somit die Attribute, die man dem Sound von VÖLUR unbedingt zusprechen muss. Dabei MUSS die Geige natürlich zwingend eine prominente Position einnehmen: Ein wenig einsamer Wild West-Charme, soundtrackhafte Spannungsbögen, vereinzelte Solo-Einlagen – und vor allem keine Ausflüge in die bei Geigeneinsatz oft anzutreffende, vermeintlich Tiefe gebende Hintergrunduntermalung, sondern eine tragende Rolle mit Dissonanzen und Kraft. Ansonsten herrscht Minimalismus auf „Disir“, hier wird durch gekonntes Einbremsen und Langsamkeit die Spannung erzeugt.
Seine Stärken spielt „Disir“ nämlich besonders dann aus, wenn Bass und Geige das Tempo zurücknehmen und sich gemächlich durch die Landschaft schleppen. Der Albumabschluss „Heiermo“ ist dabei ein Paradebeispiel für die Darbietung einer epischen Geschichte in minimalistischer und getragener Form: Dominiert von zerbrechlichen Geigenklängen und entfernten Bass- und Percussionklängen ist dieser Song wie eine Erzählung, mit Höhen und Tiefen, Pausen und Tempowechseln – wunderbarer Natur-Folk in einem modernen Gewand. Gelegentlich fehlt dem Sound des Trios nur noch das alles überstrahlende Highlight: VÖLUR wirken beinahe noch ein bisschen zaghaft und zurückhaltend, gerade, als sei man sich des eigenen Stils noch nicht ganz sicher und sammelt noch seinen Mut zusammen.
Das wird sich auf dem zweiten Werk von VÖLUR vielleicht schön ändern, denn „Disir“ ist ein wirklich gelungenes Experiment.
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