Völur - Death Cult

Review

Galerie mit 3 Bildern: Prophecy Fest 2016 – Samstag – Völur

Das kanadische Trio VÖLUR bringt nach dem Debüt „Disir“ und dem 2017er „Ancestors“ mit „Death Cult“ seinen dritten Langspieler auf den Markt. Musikalisch nach wie vor schwer einzuordnen, haben sie ihren Stil aber zementiert und nutzen das experimentell wirkende Konglomerat an Elementen routiniert, wenn nicht gar strategisch. Verwurzelt sind VÖLUR ganz klar im Doom, auch wenn der Zusatz „Metal“ aufgrund ihrer gänzlich ohne Gitarren auskommenden Musik erst mal schwerfällt. Hinzu kommt eine ordentliche Portion Folk – nicht von der dudeligen Art, sondern von der nordischen – die der rezensierende Kollege damals bei „Disir“ schon gelobt hat. Es ist aber natürlich nicht die Summe der Einflüsse, die diese anfangs gewöhnungsbedürftige Musik ausmacht, sondern die Art und Weise, wie sich zusammenfügen.

Der „Death Cult“ der Germanen

VÖLUR eröffnen „Death Dult“ mit einem (metaphorischen) Paukenschlag, mit dem Bass und Geige den ersten Track „Inviolate Grove“ kakofonisch einläuten. So viel auf einmal gibt es aber selten, denn meist zeigen sich die einzelnen Instrumente sehr differenziert und führt die oft dissonante Geige den Hörer durch die Klanglandschaft, die wahrscheinlich passender mit „Klanggeschichte“ betitelt wäre, zeigt sie sich doch auf gewisse Weise progressiv. In der Tat erzählen VÖLUR auf „Death Cult“ eine Geschichte, die sich durch alle vier Tracks zieht. Inspiriert ist diese von den Erzählungen des römischen Historikers Tacitus, der von Menschenopfern bei den Germanen schreibt.

VÖLUR fordern ihre Hörer heraus

„Death Cult“ ist aber keineswegs stets von Rohheit und Düsternis geprägt, wie man bei diesem Thema vielleicht erwarten würde. Es hat neben den schleppenden, düsteren Passagen fast liebliche Momente, wie zu Beginn des zweiten Stücks „Dead Moon“. Größer ist die Divergenz aber bei den Vocals, die sich in melancholischen Klargesang, periodisch auftauchendes Black-Metal-Gekeife und schließlich sogar leicht sakral anmutende Chöre unterteilen. Ein etwas zusammengewürfelter Charakter bleibt trotz des konsequent durchgezogenen Stils erhalten, wodurch einen VÖLUR ihren klar avantgardistischen und jazzigen Vibe nicht vergessen lassen. Vor allem die ersten 90 Sekunden von „Freyjan Death Cult“ sind eine Herausforderung für die Hörer.

Für VÖLUR muss man in der richtigen Stimmung sein, daran besteht kein Zweifel. Anstrengend sind sie selbst dann noch, doch gerade darin liegt ihr Reiz. Allzu oft in Folge möchte man sich „Death Cult“ zwar wahrscheinlich nicht anhören, doch hin und wieder wird es genau das Richtige sein.

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19.11.2020

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