Vivus Humare - Einkehr

Review

Von der ‚Eisenwald Tonschmiede‘, einem deutschen Black-Metal-Label mit dem Schwerpunkt auf der melodischeren Ecke des Genres, ist man als Freund schwarzmelodischer Klänge qualitativ hohe Kost gewohnt. Und auch die neueste Veröffentlichung aus dem Hause Eisenwald stellt keine Ausnahme dar: „Einkehr“ von der Gothaer Black-Metal-Band VIVUS HUMARE überzeugt durch seine stimmungsvolle und abwechslungsreiche Darbietung, sein einprägsames Riffing sowie seinen eindringlichen Gesang – obwohl es am Ende nicht ganz zu einer Wertung im Top-Bereich der Skala reicht.

Auf ihrer Facebookseite nennen VIVUS HUMARE ihren Stil „Archaic Black Metal“, womit die Herren ihre Musik treffend beschreiben: Auf „Einkehr“ gibt es wenige Modernitäten zu hören, stattdessen regiert Black Metal der alten, melodischen Schule. Mehr als nur einmal verneigt sich die Band vor den altnorwegischen Heldentaten des Genres, ohne lediglich die damaligen Größen nachzuspielen, und vor allem ohne einfach nur „Old School Black Metal“ zu spielen. Denn so sehr der stilistische Blick nach hinten gewandt ist, so sehr schaut das Quartett aus Thüringen in Sachen Wirkung auch nach vorne. Mal direkt, dann wieder hintergründig, mal rabiat, dann wieder verzweifelt spielen sich VIVUS HUMARE durch die knapp 37 Minuten der „Einkehr“; eine emotionale Reise, die sich hier eher an Klassikern wie den Debüts von ISVIND und TAAKE oder – in ihren melodischeren Momenten – an frühen ULVER orientiert, dort eher an jüngere wie ältere Bands der deutschen Black-Metal-Szene erinnert – wie zum Beispiel GEÏST/EÏS, EISMALSOTT, HALLIG oder DER WEG EINER FREIHEIT.

Trotzdem ist „Einkehr“ wie oben angedeutet keine Offenbarung und kein Geniestreich, obwohl es wenig zu kritisieren gibt. Letztlich machen VIVUS HUMARE auf ihrem Debütalbum – vorher gab es von der Band nur die 2008er-Demo „Prolog“ zu hören – nichts grundlegend verkehrt. Ihnen ist ein emotionales und stimmungsvolles Black-Metal-Album geglückt, das mit den allermeisten ähnlich gelagerten Werken (vor allem aus der deutschen Szene) locker mithalten kann. Trotzdem fehlt dem Album am Ende ein Stück, das heraussticht, jener eine Song (oder Part, oder Riff, oder Melodie), der etwas besonderes ist. So ist „Einkehr“ ein richtig gutes Album (diese Aussage bitte dick unterstrichen verstehen), aber kein herausragendes. Schade. Man darf aber gespannt sein, was von VIVUS HUMARE noch kommen wird.

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20.01.2015

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