Dass es in Schweden mehr Musiker als Knäckebrot gibt, ist sicherlich nicht neu. Aus Falun meldet sich ein neuer Name mit einer ersten Kostprobe und der EP „Wardens“. Falun? Die Stadt ist bekannt für das SABATON Open Air. Allerdings kommen aus Falun auch Bands wie IN MOURNING. Es geht also musikalisch nicht immer nur um Panzer und Power Metal. VITTRA bewegen sich eher in die Richtung von IN MOURNING und liefern mit der EP genau vier Tracks mit einer Laufzeit von guten 15 Minuten.
„Wardens“ – eine erste Kostprobe mit Orientierung am Sound aus Göteborg
Nach eigenen Angaben orientiert sich die Band am Göteborger Milieu. Der Opener „Necrotic Apocalypse“ erinnert mit dem kauzigen Gesang und einem leicht thrashigen Einschlag an die frühen AT THE GATES. „Modest Charade“ kommt deutlich melodischer daher, der Gesang bleibt gewöhnungsbedürftig und so könnte man die Nummer ebenfalls in den frühen Melo-Death-Werken verorten. Der „Cloudbreaker“ erinnert an eine andere Band aus Göteborg, die vor fast 20 Jahren etwas bezüglich Clouds und deren Verbindungen gesungen hat. Der Gesang bleibt auch hier eine Geschmacksfrage und wird nicht in jeden Gehörgang passen. Der letzte Track „Wardens Of The Grovean“ wird deutlich schwärzer und rasender und mixt Death und Black und wenn wir beim Namedropping schon sind, dann wäre DISSECTION eine mögliche Referenz.
VITTRA erinnern an schwedische Größen Ende der 90er und frühe 2000er Jahre
Die EP des Quartetts erfindet das Rad nicht neu, kann aber für Freunde des melodischen Todesblei aus Schweden der 90er und frühen 2000er Jahre durchaus interessant sein. Der Gesang liefert eine gesunde Härte, aber wie bei einem Tomas Lindberg werden sich daran die Geister scheiden. Der Black-Death-Mix als Schlusspunkt zeigt eine gewisse Vielfalt und macht Appetit auf mehr. So bleibt ein circa 15 minütiger Eindruck eines neuen Namens, der Potential zeigt, aber dieses mit einem kompletten Langeisen unter Beweis stellen sollte.
Mich erinnern viele Momente direkt an Carcass. Liegt wohl an den Vocals, die ich sehr stimmig und passend finde und den kleinen Spielereien in den Songs. Direkt nach Heartwork hätte ich das wohl angesiedelt.
Ich kann jetzt nicht so ganz nachvollziehen, warum die Vocals als gewöhnungsbedürftig eingestuft werden….die sind absolut genrepassend, in dieser Hinsicht sogar abwechslungsreich und nicht monoton. Da gibt es absolut nichts zu bemängeln, sondern teils sogar zu staunen, wie gut die in die Songs passen.
Modest charade ist nicht so gelungen, hier will man zuviel. Der akustische Teil passt nicht und der Refrain ist sehr beliebig, ja, viel zu beliebig. Das hört sich sehr schnell ab da ist trotz kleiner Ideen dazwischen einfach nichts nachhaltig.
Die anderen 3 Songs sind hingegen sehr gelungen. Die abgehackten kurz-shouts sind richtig gut platziert und klingen absolut gut. Die machen sogar spass. Und das, ohne komisch zu wirken, was bei diesem Element nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Cloudbreaker ist sehr solide und Anschwärzung in Wardens steht Ihnen sehr gut.
Dazu in den Songs sehr feine und kleine Ideen, die alles rund machen. Die Punktebewertung ist dafür wirklich zu tief gegriffen. 8/10 müsste da schon drin sein. Das ist beileibe keine Duchschnittskost wie heutzutage viel zu oft geboten und hat wirklich Perspektive Richtung starker nächster longplayer.
8 voll verdient
Heiliger Bimbam!