Vital Remains - Icons Of Evil

Review

“Dechristianize” , das letzte Werk der US-Death-Legende VITAL REMAINS, war ein großartiges Album, keine Frage. Irgendwie konnte ich mich allerdings nie dem bitteren Beigeschmack verwehren, der mir bis heute in den Mundhöhlen klebt, wenn ich das Album höre: Die Abkehr der Amerikaner von ihrem auf dem Überalbum “Forever Underground” gefahrenen Stil hin zu wesentlich grindigeren und schnelleren Songs wollte mir nie so recht schmecken, obgleich ich die Genialität der Band anno 2003 sicher zu schätzen wusste. Umso sehnsüchtiger erwartete ich also die Ankunft des neuen Outputs der Mannen um Tony Lazaro mit dem eher semi-spektakulären Titel “Icons Of Evil”.

…und hätte mich jemand nach fünf Minuten Hördurchgang nach meiner Meinung gefragt, wäre die Antwort wohl plump “Naja, Dechristianize No. 2 eben“ ausgefallen. Das mittlerweile offenbar obligatorische Intro hätte, aufgrund der Tatsache, dass es sich um ein Sample der “Passion Christi” handelt, auch auf “Dechristianize” seinen Platz gefunden. Der Titeltrack, der eigentliche Opener des Albums (auch hier muss ich mit einem Schmunzeln auf die Tracklist des Vorgängers hinweisen) prescht, wie erwartet, mit einem unmenschlichen Blastbeat voran und beweist einmal mehr, dass VITAL REMAINS auf dem Sektor des extremen Metal eine Institution sind. Als sich in der Mitte des Songs ein hymnisches, stark an meinen Favoriten “Forever Underground” erinnerndes Riff auftut, werde erst richtig hellhörig. Sollte sich die Band zu guter Letzt doch noch einen Schritt zurück zu den Anfängen gewagt haben?

Die Antwort sollte sich mir in den folgenden Hördurchgängen erschließen: Jein. Zwar tummeln sich auf “Icons Of Evil” gelegentlich eingestreute groovige, straighte und vor Allem hymnisch wirkende Passagen, insgesamt bleibt die Band allerdings auf dem Weg, den bereits “Dechristianize” eingeschlagen hatte. Sehr melodisch und progressiv zu Werke gehend prügelt man sich also munter von Track zu Track, wobei Auflockerungen in Form von genannten groovigen Parts allerdings nicht selten sind. Das Drumkit feuert eine Gewehrsalve nach der anderen ab, klingt dabei zum Glück trotz Allem relativ authentisch und weiß auch die Atempausen gekonnt ins Szene zu setzen. Die Gitarrenarbeit ist wesentlicher Bestandteil der Musik was allerdings bei “Icons Of Evil” Fluch und Segen gleichzeitig darstellt: Neben den wirklich spitze agierenden Rhythmusgitarren, die ein wahrhaftiges Gespür für Killerriffs zu haben scheinen, agiert nahezu ständig eine Art frickelige Leadklampfe, die jedes Aufkommen von Bangstimmung aufgrund ihrer nervigen Rumdudelei im Keim erstickt. Die Tatsache, dass genannte Leadgitarre auch noch im Vordergrund steht und die eigentlichen Riffs im Gefrickel untergehen lässt stört mich hierbei gewaltig. Dass Lazaro in seiner Freizeit dabei wohl sehr gerne auf MALMSTEEM zurückgreift (Gitarristenkrankheit, wa?) zeigt sich spätestens beim Coversong “Disciples Of Hell”, der im Original wie erwartet von genanntem Gitarrenmeister stammt.
Die Gesangsleistung Glenn Bentons, der bereits dem Vorgänger seine Stimme lieh, ist dabei auf erwartetem Niveau. Eine gewisse Klasse muss man dem Herrn ja definitiv zusprechen, keine Frage. Doch auch wenn sich 80% aller Grunzer immer noch ne Scheibe von ihm abschneiden könnten, bleibt er meiner Ansicht nach hinter seinen Leistungen auf den früheren DEICIDE-Werken oder eben “Dechristianize” zurück – hier fehlt mir einfach der Biss.

Fazit: “Icons Of Evil” ist ein richtig gutes Death-Metal-Album geworden, dass in einer gewohnt hohen Liga spielt. Das Dumme ist allerdings, dass das einzige Manko der Platte, eine nervige, omnipräsente Leadgitarre, hierbei ein schwerwiegendes ist. Knappe sieben Punkte!

18.04.2007
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