Vital Remains - Dechristianize

Review

VITAL REMAINS – zu deutsch: Lebensüberreste. Wieso Überreste? Diese Band ist lebendig ohne Ende. Und das, obwohl sie schon seit 1989 ihr Unwesen treibt. Anscheinend hat die 2001 vorgenommene Besetzungserneuerung mit Glen Benton (v, DEICIDE), Gründungsmitglied Tony Lazaro (g) und Dave Suzuki (b, dr, g) wirklich Früchte getragen, denn „Dechristianize“ klingt frischer und runder als alle seine Vorgänger zusammen. Großen Anteil daran haben die Vocals von Benton. Ok, der Mann hat einige Macken, die nicht wegzudiskutieren sind. Im Gegenzug hat er aber auch eine der ausdrucksstärksten und vor allem bösesten Stimmen der Szene. Ich würde sogar so weit gehen und „Dechristianize“ als bestes Album der Bandgeschichte bezeichnen, wenn…tja, wenn da nicht ein riesengroßer Schönheitsfehler wäre: der Snare-Sound. Sorry, aber das hier klingt, als würde ein vollkommen durchgeknallter Duracell-Hase, der bis in die Haarspitzen dicht ist mit Aufputschmitteln, wie bekloppt mit einem Kochlöffel auf seiner leeren Frühstücksdose herumhämmern. Furchtbar und unverständlich, denn VITAL REMAINS haben in den renommierten Morrisound Studios aufgenommen. Aber zum Glück gibt es etwas, das diesen Mangel fast wieder aufwiegt: die doppelläufigen Gitarrenharmonien, -läufe und -melodien, die das meist vorherrschende Old-School-Blastbeat-Gebretter wunderbar auflockern. Höllisch gut! Generell liegen die Stärken dieses Albums ohnehin in den langsameren und groovigeren Parts, ganz einfach weil der Snare-Nerv-Faktor wegfällt. Zudem macht sich das aus Carl Orffs „Carmina Burana“ entliehene (und in diesem Falle noch mit Filmsamples versehene) „O Fortuna“ immer hervorragend als Intro für eine große Todes-(Blei)-Schlacht, die von Benton übrigens mit den passenden Worten „Let the killing begin“ eingeleitet wird. Ein wenig negativ fällt vielleicht noch die gehobene Songdurchschnittslänge ins Gewicht (nur zwei Songs bleiben unter sechs Minuten). So werden eigentlich coole Tracks wie „Infidel“ unnötig gestreckt und etwas langatmig. Dies mindert die Wertung aber im Vergleich zum verunglückten Snare-Klang, ohne den hier sicher noch mehr drin gewesen wäre, nur marginal. Anspieltipps: „Dechristianize“, „Savior To None…Failure For All“, „Entwined By Vengeance“.

03.09.2003
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