Visions Of Atlantis - Trinity
Review
Ohne selber wirklich sagen zu können, woran es lag, hat mir das vorangegangene VISIONS OF ATLANTIS-Album „Cast Away“ wirklich gut gefallen. Obwohl die Österreicher neutral betrachtet eigentlich nur eine weitere durchschnittliche Melodic-Metal-Band mit männlich/weiblichem Wechselgesang waren, die vom Erfolg von NIGHTWISH und Konsorten zu profitieren versuchten, hat mich irgendetwas an dieser Musik berührt und angenehme Emotionen in mir wecken können.
Nun liegt mit „Trinity“ also das Nachfolgewerk vor und muss gerade deswegen besonders kritisch unter die Lupe genommen werden. Stilistisch hat sich nicht viel geändert. Die locker-leichte Fröhlichkeit wurde zugunsten einer bombastischeren Note leicht zurückgefahren, ein aalglatter Finnvox-Sound sorgt dafür, dass alle Instrumente klar und differenziert zu hören sind. Dennoch scheint dem Album im direkten Vergleich zum Vorgänger das gewisse Etwas zu fehlen.
Vielleicht liegt es am Ausstieg von Sängerin Nicole Bogner, die von der ausgebildeten Sopranistin Melissa Ferlaak (Ex-AESMA DAEVA) ersetzt wurde. An deren Gesangsleistung gibt es zwar grundsätzlich nichts auszusetzen, den besonderen Charme ihrer Vorgängerin vermisse ich nun aber schmerzlich. Zudem tendiert Ferlaak stärker zum klassischen Operngesang, was die Band noch näher an NIGHTWISH heranrücken lässt, ohne jedoch deren Klasse zu erreichen.
Auch an Keyboard und Gitarre gab es Line-Up-Wechsel. So sind nur noch die Hälfte der „Cast Away“-Mannschaft mit an Bord, was vielleicht der Grund für das zu sehr an Genre-Standards orientierte und dadurch ein wenig uninspiriert wirkende Songwriting sein könnte. Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger ist hier keinerlei Fortschritt zu verzeichnen. Sollten VISIONS OF ATLANTIS vielleicht das Ende ihrer kreativen Fahnenstange schon erreicht haben?
Nachdem die ersten fünf Stücke noch eher als Hintergrundrauschen am Ohr vorbeigeplätschert sind, kommt mit „My Dark Side Home“ plötzlich ein echter Hit um die Ecke, der vom ersten Moment an begeistern kann und aus der sonst reichlich mittelmäßigen Kost weit heraussticht. Bezeichnenderweise steht hier Mario Plank mit seinem ausdrucksstarken Gesang im Vordergrund, während die Frauenstimme in den Hintergrund rückt. Geniales Stück!
Auch das folgende „Wing-Shaped Heart“ ist hörenswert, bevor Melissa Ferlaak bei der Klavierballade „Return To You“ das gesamte Spektrum ihrer Opernstimme entfalten kann. Hier kann die Sängerin zum ersten Mal wirklich überzeugen und erweckt doch den Eindruck, eigentlich im völlig falschen musikalischen Genre unterwegs zu sein. Auf den Brettern einer Opern- oder Musical-Bühne wäre sie wohl besser aufgehoben und nicht so limitiert wie bei VISIONS OF ATLANTIS.
Der Abschlusstrack „Seven Seas“ versöhnt jedoch wieder etwas mit der neuen Sängerin und lässt reichlich spät durchblitzen, dass die Band offenbar doch in der Lage ist, gute Lieder zu komponieren, bei denen beide Sänger gleichberechtigt zum Zuge kommen. Wenn der Keyboard-Sound noch etwas weniger künstlich ausgefallen wäre, läge auch hier ein kleiner Hit verborgen, der die weitere Marschrichtung für VISIONS OF ATLANTIS aufzeigen könnte.
Dennoch ist „Trinity“ letztlich viel zu durchschnittlich ausgefallen, so dass man eine Kaufempfehlung wohl nur denjenigen aussprechen kann, die sich die Wartezeit auf das neue NIGHTWISH-Album dringend mit einer ähnlich klingenden Band verkürzen möchten. Obwohl ich schon weit schlechtere NIGHTWISH-Klone gehört habe, hätte ich mir jedenfalls mehr von VISIONS OF ATLANTIS erwartet. Es bleibt also zu hoffen, dass sich die Band zukünftig noch steigern kann, sonst wird sie unweigerlich in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Visions Of Atlantis - Trinity
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Gothic Metal / Mittelalter |
Anzahl Songs | 11 |
Spieldauer | 47:43 |
Release | 2007-05-21 |
Label | Napalm Records |