VISION MASTER entführen uns mit ihrem Debüt „Sceptre“ auf einen ziemlich abgedrehten Trip. Zwar ist das Duo bestehend aus Dan Munro und Ruben Story (CHRISTIAN MISTRESS) grundsätzlich dem traditionellen Heavy Metal verpflichtet, was normalerweise nicht unbedingt große Überraschungen erwarten lässt. Die stilistischen Haken, welche die beiden Amis auf ihrem irren SciFi-Konzeptalbum bisweilen schlagen, sorgen dann allerdings doch wahlweise für verblüfftes Staunen oder aber für verständnisloses Kopfschütteln.
VISION MASTER springen im Dreieck
Dabei fängt alles so harmlos an. „Wolves in the Shadows“ bietet sinistren, deutlich von MERCYFUL FATE inspirierten Heavy Metal, den man so ähnlich auch von Zeitgenossen wie PORTRAIT kennt. Auch die roh belassene, etwas poltrige Produktion passt und man hat sich schon darauf eingestellt, sich bei einem Gläschen Rotwein im fahlen Kerzenlicht ein gutes halbes Stündchen von anachronistischem Okkultstahl berieseln zu lassen.
Aber dann trifft einen auch schon „Wet Net“ mit seiner wüsten Mischung aus Uralt-Punk, Speed Metal und frickeligen Riffs wie ein nasses Handtuch…äh…Netz ins Gesicht. Der Kontrast zum Opener könnte größer kaum sein und die sehr nasale, teils im Spoken-Word-Stil vorgetragene Gesangsdarbietung von Dan Munro lässt sich ebenfalls als recht eigenwillig bezeichnen. Vor allem weiß man danach aber erstmal nicht so recht was Sache ist, denn „Sceptre“ entpuppt sich auch im weiteren Verlauf als sprunghafte Angelegenheit.
Auf der einen Seite sind da hektische, zwischen Speed und Black/Thrash Metal rangierende Stücke wie „Gossamer Sky“, „Knife in a Velvet Glove“ und das vollkommen abgedrehte „Arc Terminal X“, die bisweilen so klingen als hätten sich frühe DESTRUCTION mit VENOM und VOIVOD zur gemeinsamen Pilz-Verkostung mit anschließender Jam Session getroffen. Demgegenüber steht mit dem doomigen „Walls of Bone“, dem mit leichten Black-Metal-Anleihen versehenen „Dust Within“, der Epic-Hymne „Beyond“ und dem treibenden, erneut okkult angehauchten Rausschmeißer „Thin Veil“ zwar verschrobener aber doch in sich schlüssiger Traditionsstahl, der Freunden von Kauz-Epikern wie THE LORD WEIRD SLOUGH FEG und BROCAS HELM durchaus munden dürfte.
„Sceptre“ ist ein Album mit mehreren Gesichtern
Zusammengenommen ergibt sich so ein Album mit (mindestens) zwei Gesichtern, die nicht zwingend auf alle Zuhörer die gleiche Anziehungskraft ausüben dürften. Auch leidet die innere Kohärenz des Gesamtwerks ein wenig unter der Sprunghaftigkeit des Materials, zumal wie gesagt vor allem der Gesang von Dan Munro ziemlich „hit or miss“ ist. Im tieferen, rauen Bereich passt alles; der bisweilen unangenehm schiefe Nasalgesang wiederum hat aber schon das Potential, gehörig auf den Zeiger zu gehen.
Auch die teils ordentlich polternde Lo-Fi-Produktion steht manchen Nummern besser als anderen; grade die technisch abgefahreneren Stücke kommen etwas dünn aus den Boxen. Nichtsdestotrotz muss man VISION MASTER attestieren, mit „Sceptre“ ein eigenwilliges und durchaus interessantes Debüt rausgehauen zu haben, dem alle mit einem Herz für Sonderbares ruhig mal ein Ohr schenken dürfen.
Die sind für mich genau richtig so wie Sie klingen. Ganz viel positive Energie
und so charmant holperig mit einem Antisänger dem man trotzdem gerne lauscht.
Ich musste auch wenn die noch wieder anders klingen oft an Skelator denken.
Damen hoch! Ach ja, mindestens 8 Punkte.