Virus - The Agent That Shapes The Desert

Review

So langsam entwickeln sich Duplicate Records zu einer echten Adresse für Fans anspruchsvollen und bisweilen sperrigen Schwarzmetalls: Konnte mich ENTHRALs „Spiteful Dirges“ nur eingeschränkt begeistern, zauberte mir VOIDs Zweitwerk ein entzücktes Lächeln auf das Gesicht – und jetzt kommen VIRUS mit ihrem dritten Album um die Ecke – kein Wunder, Labelkopf Einz sitzt immerhin bei VIRUS an den Kesseln. Die Band um genannten Einz und Carl-Michael „Czral“ Eide, die als wohl einziger legitimer Nachfolger der Ausnahme-Band VED BUENS ENDE gelten darf, tritt mit „The Agent That Shapes The Desert“ den (erneuten) Beweis an, dass eben auch VIRUS etwas ganz Besonderes ist.

Im Prinzip sind die bewährten Zutaten geblieben. Wie schon auf „The Black Flux“ treffen schräge Harmonien, gespielt mit wundervoll warmen Gitarren, auf herrlich groovendes Schlagzeug, tolles Bassspiel und Eides eigenwilligen Gesang. So weit, so vertraut. Und dennoch erschaffen die Norweger eine gänzlich andere Atmosphäre.

Während nämlich „The Black Flux“ wie eine zähe schwarze Walze klingt, ist „The Agent That Shapes The Desert“ wie eine Wanderung durch die Wüste bei sechzig Grad – ohne Schatten. Es ist staubig, es ist blendend hell, die Luft flimmert, Durst und Halluzinationen geben sich die Klinke in die Hand…

Der Titelsong und Opener gibt bereits die Marschrichtung vor: Ein unbarmherziger Orgelpunkt in den Gitarren stellt mühelos eine endlose heiße Landschaft aus rotem Sand dar, auf die der Bass seine formenden Kräfte ausübt. Man kann die Erosion fasst spüren, so dicht und dennoch dynamisch klingt „The Agent That Shapes The Desert“. Und auch „Chromium Sun“ lässt perfekt den durstigen Wahnsinn eines Wanderers anklingen, „Dead Cities Of Syria“ wird zusätzlich zum steigenden Wahnsinn von Hoffnungslosigkeit und ungerichteter Trauer durchzogen.

Natürlich dürfen – nach den „Lost Peacocks“ des letzten Albums – auch hier die Tiere nicht fehlen, die im abschließenden „Call Of The Tuskers“ in Form von Elefanten und Krystoffer „Garm“ Ryggs Stimme auftauchen. Dieser darf nicht nur einige “Törööö!”s ablassen, sondern auch einen textlichen Beitrag leisten, der positiv nach ULVERs „Blood Inside“ klingt und dem Album trotz Eides wirklich tollem Gesang noch ein i-Tüpfelchen verleiht.

„The Agent That Shapes The Desert“ ist atmosphärisch also – wieder – ganz anders als vorherige VIRUS-Veröffentlichungen. Musikalisch würde ich das Album irgendwo zwischen dem total verrückten Debut „Carheart“ und dem Zweitling „The Black Flux“ einordnen. Die staubtrockene und doch warme Produktion, die sämtliche Instrumente und Stimmen differenziert beleuchtet, sowie das sandig-rote Cover runden „The Agent That Shapes The Desert“ ab lassen mich voller Vorfreude auf den nächsten Streich zurück – und fast die gesamte so genannte „Avantgarde“ des Schwarzmetalls im Regen stehen.

07.02.2011

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1 Kommentar zu Virus - The Agent That Shapes The Desert

  1. gokgok sagt:

    die wertung find ich berechtigt, das album is top
    die rezension gelungen
    was an virus ist black metall?