Virgin Steele - The Marriage Of Heaven And Hell (Re-Release)

Review

Nachdem VIRGIN STEELE ab Mitte der Achtziger bis 1993 trotz starker Alben wie “Noble Savage” und “Age Of Consent” kommerziellen Schiffbruch erlitten und Rechtsstreitigkeiten mit ihrem alten Label die Band sogar auf Eis legte, hatte niemand wirklich mehr mit einer Rückkehr der US-Metaller um David DeFeis gerechnet. Das schwache “Life Among The Ruins” (1993) war in dieser Hinsicht sicher kein Befreiungsschlag. Erst das ein Jahr später veröffentlichte “The Marriage Of Heaven And Hell I” konnte VIRGIN STEELE wieder in die Spur bringen.

Dieses Album wird nun zusammen mit “The Marriage Of Heaven And Hell II” via SPV, mit jeweils zwei Bonustracks, versehen wieder veröffentlicht. Wie gesagt, hatte die Band damals keiner mehr auf dem Schirm, umso überraschender war es, dass VIRGIN STEELE sich mit einem so starken Werk wie “The Marriage Of Heaven And Hell I” zurück meldeten. Dieses Album enthält alle Trademarks die die Band seit ihrer Gründung im Jahr 1981 angesammelt hat, und zeigt Musiker die absolut fokussiert auf das Wesentliche sind. Daraus kulminieren Göttergaben wie der Opener “I Will Come For You”, der auch heute noch für offene Münder sorgt (hört euch das Ende des Songs an – Gänsehaut pur!), die ebenfalls unsterblichen “Life Among The Ruins”, “Blood And Gasoline” oder “Weeping Of The Spirits”. Der Härtegrad stimmte wieder (nachdem “Life Among The Ruins” zu blues-/hardrocklastig geraten war), David DeFeis verewigte Melodien für die Ewigkeit auf dem Album und spornt sich und seine Mannen – allen voran natürlich seinen Partner-In-Crime Gitarrist Edward Pursino – zu Höchstleistungen an. Das epische Moment des Albums harmoniert hervorragend mit den harten Riffs, die theatralischen Arrangements ergänzen sich mit den charismatischen Vocals des Frontmanns. Selten hat man diese Mischung so ausgewogen gehört. Hier gibt es keine Durchhänger oder Lückenfüller und die drei oben genannten Songs stehen stellvertretend für alle anderen Tracks des Albums an selbiger Stelle. Ein US-Metal-Must-Have, ohne Frage.

Dass in den seltensten Fällen der Nachfolger gegen ein solches Monument bestehen kann hat die Musikgeschichte schon häufig gezeigt. Auch “The Marriage Of Heaven And Hell II” verzeichnet einen leichten qualitativen Abwärtstrend gegenüber seinem großen Bruder. Die Keyboards stehen hier gegenüber den Gitarren teilweise mehr im Vordergrund, die Band geht um einiges vertrackter zu Werke und auch die von DeFeis vorgetragenen Melodien können an die Klasse des Vorgängers nicht ganz heranreichen. Deswegen ist der zweite Teil des Triple (das Konzept schließt “Invictus” 1998 final ab) aber beileibe kein schlechtes Metalalbum. Man muss für die Platte sicherlich etwas mehr Zeit mitbringen, aber nach mehreren Durchläufen zündet auch “The Marriage Of Heaven And Hell II” und dann entfalten Songs wie “Rising Unchained” oder “Unholy Water” ihre volle Wirkung. Abgesehen von dem genannten minimalen Qualitätsunterschied zum Vorgänger ist “The Marriage Of Heaven And Hell II” ein Album an dem sich auch heute noch viele Bands die Zähne ausbeißen würden (inklusive VIRGIN STEELE selbst übrigens).

Und die Bonustracks? Die sind in diesem Kontext eigentlich überflüssig, da die musikalische Qualität der beiden Alben über jeden Zweifel erhaben ist. Auch ein Remastering war eigentlich nicht vonnöten, da es den schon sehr guten Originalsound nur marginal verbessert hat. Wer bislang gar nicht oder nur mit den letzten Veröffentlichungen aus dem Hause VIRGIN STEELE in Kontakt gekommen ist, sollte sich die Doppel-CD “The Marriage Of Heaven And Hell I & II” in das heimische Regal stellen. Die eine oder andere Gänsehaut dürfte bei diesem Pflichtkauf garantiert sein.

18.07.2014

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