Vircolac - Veneration

Review

Die irische Geschichte ist geprägt von ethno-religiösen Auseinandersetzungen, der großen Hungersnot und dem damit verbundenen Konflikt mit England sowie kriegerischen Auseinandersetzungen im Kampf um die Unabhängigkeit. Dieses von Narben gezeichnete historische Bild des Landes spiegelt sich häufig im Schaffen irisch stämmiger Künstler wider. Ein Vertreter dieser Art sind VIRCOLAC aus der Hauptstadt Dublin, die sich im weitesten Sinne dem Rahmen des Death Metal verschrieben haben und aktuell mit „Veneration“ ihren zweiten Langspieler präsentieren.

Irische Ruppigkeit

Mit „The Lament (I Am Calling You)“ läutet ein instrumentalfreies Klagelied, gesungen von Gastvokalistin Sarah McQuillan, die Platte ein und legt einen düsteren Schleier der Realität über das Kommende. Danach agieren VIRCOLAC denkbar eigenwillig. Schnell wird deutlich, dass „Veneration“ keineswegs das typische Death-Metal-Album, sondern dieser Stil nur der Hervorstechendste unter vielerlei Einflüssen ist. So nutzt das Quartett aufkommende Stimmungen gekonnt aus und setzt die vielseitige Palette an Einflussmöglichkeiten nadelstichartig ein. Zwar ist etwa „Unrepentant“ ein garstiger Wutbatzen, der teils an Crust erinnern mag, doch auf der anderen Seite sind rasende Prügelmomente auf „Veneration“ eher die Seltenheit.

Ähnlich wie bei Alan Averill Nemtheanga sind auch die Vocals bei VIRCOLAC gezeichnet von irischer Geschichte und dem rauen Klima des Landes. Auch wenn Darragh O’Laoghaire’s Performance vom Klangbild nicht mit dem PRIMORDIALs zu vergleichen ist, so ist die harsche Natur beider Ausprägungen doch bemerkenswert. Besonders stark spielen VIRCOLAC auf, wenn sie sich Zeit nehmen. Das geschieht zum Beispiel beim phasenweise doomigen „Our Burden Of Stone On Bone“ oder dem abschließenden „She Is Calling Me (I. War II. Death III. Redemption)“. Auch die subtil rockige Ader, die prinzipiell durch das komplette Album schwirrt, weiß zu gefallen und „Veneration“ eine intensive Atmosphäre zu bescheren.

„Veneration“ – ein origineller Death-Metal-Beitrag

Dass die Musiker, die sich unter dem Banner VIRCOLAC zusammenfinden, verschiedenste andersartige Einflusssphären genießen, verwundert angesichts der offenen Stilinterpretation von „Veneration“ kaum. Im Hinblick auf die atmosphärische Gestaltung scheint das zweite Album der Iren eher dem Black Metal zugewandt, auch wenn der sich der Vierer zuweilen drückend und bissig zeigen kann. In jedem Fall ist die irische Truppe eine spannende Band, der es gelingt auch heutzutage noch einen originellen Beitrag zur Death-Metal-Landschaft zu liefern – das machen dieser Tage nur noch wenige.

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13.02.2024

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6 Kommentare zu Vircolac - Veneration

  1. metal-maniac sagt:

    Das liest sich sehr interessant. Hätte gerne mal einen Track aus dem Album gehört, finde aber nur Songs zum Vorgänger-Album welches ziemlich cool klingt.

  2. deadguy sagt:

    Probier es mal bei Bandcamp, könntest du fündig werden.

  3. metal-maniac sagt:

    @deadguy: Leider schon versucht. Trotzdem danke.

  4. ultra.silvam sagt:

    Mh, immer etwas komisch eine Album Review zu lesen wo man nichtmal einen Song antesten kann. Was ja anscheinend nach ihrem letzten Social Media Post mit dem Statement „Death To Digital Death Metal“ gewollt ist. Aber ich denke mal das Mr. Invictus Productions auch bei dem neusten Werk nicht enttäuschen wird. Reinhören würde ich vor dem Kauf trotzdem.

  5. deadguy sagt:

    Ist jetzt übrigens bei BC drinnen.

  6. destrukt. sagt:

    Jo, Vircolac sind ziemlich kauzig und interessieren sich nicht für Zugänglichkeit, was aber mitunter auf viele ihrer Landsmänner zutrifft, seien es Malthusian, Coscradh, Verminous Serpent, ja nichtmal Zealot Cult mit ihrem Morbid Angel worshipping sind das. Stilistisch tatsächlich schwer zu greifen, wechseln die Herren immer irgendwo zwischen punkigem Proto-Death im Sinne des Autopsy Debüts, Doom, und blackdeathˋscher Raserei, aber bleiben stets in ihrem rockigen Soundgewand. Die Produktion ist raw af und klingt direkt nach Proberaum und unterstreicht den archaischen Charakter. Witzigerweise find ich, als jemand, der tendenziell eher Probleme mit Longtracks hat, diese am stärksten. Die kürzeren Song wirken stellenweise etwas intuitiv zusammengestückelt und unvorhersehbar, was aber auf Dauer auch einen etwas anstrengenden Charakter besitzt. Insgesamt mMn definitiv eine Steigerung zur „Masque“, aber zu mehr als „Musik für Liebhaber“ reichts aktuell nicht. 6,5 Punkte für mich. Meine Favs aus Ireland bleiben aber weiterhin Apostate Viaticum.

    7/10