Auf ihrem Debütalbum “Sunyata“ haben sich die Instrumental-Progressive-Metaller VIPASSI passend zu ihrem Bandnamen, der den 22. der 28 Buddhas bezeichnet, mit verschiedenen Göttern und religiösen Ideen befasst. Auf ihrem zweiten Langspieler “Lightless“ widmen sie sich dem Aufeinanderprallen von Hell und Dunkel, ohne dabei das Reich des Göttlichen zu verlassen.
“Lightless“ ist voller Spannung und Überraschungen
Das neue Album ist eine logische Weiterentwicklung des Vorgängeralbums der Australier und dreht den technischen Anspruch und die experimentellen, fast jazzigen Elemente noch weiter auf. So haben VIPASSI ein atmosphärisches und spannendes Album geschrieben, das auch ohne Vocals problemlos eine Geschichte erzählt.
So beginnt “Phainesthai“ mit einer Melodie, die fast an eine Kinderspieluhr erinnert. Der Song arbeitet viel mit Ruhezeiten und Pausen, stellenweise von kurzen Instrumentaleinsätzen durchbrochen, bevor das Lied in eine kohärentere Melodie übergeht. Durch die ruhigeren Passagen erlebt der Hörer immer wieder einen sanften Fall zurück in die Realität und in sich selbst, um durch die folgenden Blastbeat-Ausbrüche und sich hochschraubenden Gitarrenriffs wieder näher an das Chaos des Göttlichen zu gelangen.
Der herausstechendste Song des Albums ist “Neon Rain“, der deutlich natürlicher und naturverbundener klingt als der Rest von “Lightless“ und so als Gegenspieler für die eher techniklastigen Songs fungiert. VIPASSI zeigen, was für eine klangliche und emotionale Bandbreite sie beherrschen, und scheuen sich nicht, ihre selbst etablierten Leitplanken direkt wieder abzureißen.
VIPASSI dürfen das Gefühl nicht aus den Augen verlieren
“Lightless“ ist ein technisch anspruchsvolles Album, das den von VIPASSI eingeschlagenen Weg konsequent beschreitet und stetig weiterentwickelt und neu erfindet. Die Australier bieten ein abwechslungsreiches und überraschendes Album, sie sollten nur darauf achten, das Gefühl durch übermäßigen Technikfokus und ausgefeilte Dramaturgien nicht kaputtzufummeln.
Hallo Louisa,
ohne Magazine wie dieses hier – würde ich auf so Bands überhaupt nicht stoßen – leider!
Deine Beschreibung machte mich neugierig und ich muß sagen, die Scheibe hat was .
Du hast was geschrieben, daß mir auch als Gedanke beim Hören kam: Kaputt fummeln!
In der Tat dachte ich in einigen Passagen dran, weiterzuspulen, da alles was so schön und mit Gduld aufgebaut wurde dann zusammengedroschen oder verfrickelt wird.
Andererseits, stelle ich mir dann vor im Dunkeln mit Lichtorgeln bei bestialischen Pegel zu meditieren und das aufzusaugen, daß das Gedresche wie eine musikalische Ejakulation in Ekstase führen kann –
man muß zu so was aufgelegt sein und kann das nicht nebenher hören und mit Freunden chatten oder Büchle lesen.
Das ist Musik zum konzentierten Hören und Abdriften – aber nicht unbedingt mein Geschmack, daher die niedrige Wertung meiner Person mit einer 7 – wenn ich dazu aufgelegt bin, hat das 10er Potential – vor allen Dingen, wenn ich mir das mit 110-120 DB Pegel reinprügele.
Sound, Produktion – alles perfekt – und meisterlich.
Stellenweise erinnert mich das ein wenig an Ahab – weiß nicht, ob du die kennst – ist auch nicht mein Genre – aber die erreichten mich voll und hauten mich um mit ihren letzten Album über Jules Vernes 20.000 Meilen unter dem Meer.
Vipassi ist schon sehr speziell. Das sollte sich jeder mal anhören und prüfen, ob er sich drauf einlassen kann.
Da sind so Momente drauf, wie in Shapshu – da fällt mir die Kinnlade in Scheiben, wie das rüberkommt und mich zersemmelt – aber dann auch wieder die Momente – wo das in Grund und Boden gestampft wird – früher oder später holt man immer die Abrißbirne raus.
Mir persönlich hätts mit weniger Abrißbirnengedresche und mehr Konzentration auf die tragenden Riffs wahrscheins noch viel besser gefallen – aber ist Geschmacksache.