Vintersorg - The Focusing Blur

Review

Quo vadis, Mr. Vintersorg? Mit seinem mittlerweile fünften Longplayer verabschiedet sich Meister Hedlund endgültig von gängigen Klangschemata und sämtlichen restriktiven Konventionen. Schien der Vorgänger „Visions From The Spiral Generator“ schon sehr experimentell, wird nunmehr klar, dass es sich dabei nicht nur um einen einmaligen Ausflug in fremde Sphären handelte, sondern dass dieses Album den Aufbruch in eine neue Ära markierte. Vorbei sind die Zeiten, in denen eingängige Melodien die Kompositionen prägten und die Schönheit und Erhabenheit der Natur priesen. VINTERSORG scheint eine Entwicklung durchzumachen, die der der Menschheit ähnlich ist. Vom Einklang und Miteinander mit der Natur, beschrieben durch eine ursprüngliche Mystik, die den frühen Werken des Meisters innewohnte, bewegt sich der Fokus seit „Cosmic Genesis“ immer mehr zu einer Betrachtung der Wissenschaft, was sich seither in zunehmend abstrakteren Arrangements äußert. „The Focusing Blur“, das die konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Weges darstellt, scheint jedoch bei allem Avantgardismus eine Rückbesinnung auf alte Werte zu beinhalten.

Durch melodische Akustikgitarrenparts, die im Laufe des Albums wiederholt auftauchen, fühlt man sich beinahe wieder in Zeiten eines „Hedniskhjärtad“ zurückversetzt. Doch leider spielen diese Anleihen nur eine untergeordnete Rolle im neuen VINTERSORG-Universum und fügen sich nur als Versatzstücke in die Kaskaden der mächtigen Soundstrukturen ein, die das eigentliche Klanggerüst bilden. Äußerst komplexe Kompositionen mit vielfach übereinander gelegten Spuren prägen die oftmals schlicht nicht nachvollziehbaren Arrangements, deren häufigstes Stilmittel der ungehemmte Einsatz von ausufernden Disharmonien ist. Es ist schier unmöglich, sich in die sperrigen Songs hineinzuhören, da die Strukturen derart vertrackt sind, dass man schon fast von Hinterhältigkeit sprechen kann! Gerade die vordergründig eingesetzten Akustikgitarren wiegen den Hörer durch die spärlich auftretenden Melodien in einer trügerischen Sicherheit, nur um ihn kurz darauf gegen eine Wand von disharmonischen Sounderuptionen laufen zu lassen, die in der Häufigkeit ihres Auftretens ihre Rechtfertigung selbst in Frage stellen. Die Lieder wirken einfach nicht nachvollziehbar und chaotisch.

Für die, die diese Musik noch verstehen, mag dies die Erfüllung sein, die anderen jedoch, und ich denke das dürfte in diesem Fall der Großteil der alten Fans sein, bleiben fragend zurück. Ich zähle mich zu letzteren.

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26.02.2004

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6 Kommentare zu Vintersorg - The Focusing Blur

  1. Anonymous sagt:

    Ich seh das ähnlich. Das ist einfach "too much"… Meine Bewertung ist rein subjektiv, denn objektiv gesehen liefern die Musiker rein technisch das reinste Feuerwerk ab. Vielleicht gibt es demnächst auch mal wieder nachvollziehbare Songs mit livetauglichen Arrangements von Vintersorg, denn vertrackter wirds künftig kaum mehr gehen.

    3/10
  2. Anonymous sagt:

    Es ist für mich schon etwas übel anzusehen, wie eine meiner Lieblingskapellen zu so einem "Wirrwarr" mutiert! Vintersorg haben etwas immernoch faust dick hinter den Ohren, aber nur von einem Standpunkt aus: Der Umgang mit den Instrumenten. Doch leider sind die Songs alles andere als das was ich mir verhoffte. Es ist eine Enttäuschung und dank dem modernen Zeitalter des Internets, bin ich einem Fehlkauf aus dem Weg gegangen! Mit solchen Visionen bauen sich die Jungs ihr eigenes Grab!

    4/10
  3. nihil77 sagt:

    Eines mal vorweg: es ist beachtlich, welchen Mut das Duo mit dem neuen Alben zeigt. Man hätte ja auch auf der sicheren Seite bleiben können. Dafür einen Zusatzpunkt. Aber: es war ein wenig zu viel. Da fällt es sicher nicht nur mir sehr schwer, alldem zu folgen. Nette Ansätze, die aber nervenderweise immer wieder unterbrochen werden. 4 Punkte dafür + 1 erwähnten Zusatz. Manchmal ist weniger dann doch mehr! (Und wieder mal ’ne Phrase losgedroschen…).

    5/10
  4. minneyar sagt:

    Ich wurde über dieses Album zum Vintersorg Fan, und war von dem Review und Meinungen die hier geäußert wurden überrascht.

    Nachdem ich mir zum reflektieren noch einmal das album durchgehört habe, habe ich beschlossen, dass ihr die obrigen Meinungen so nicht stehen lassen kann.

    The Focusing Blur ist ein faszinierendes Stück Progmetal, ein wahres Fest für in der richtung geschulte und anspruchsvolle ohren.
    Die komplexen Songstrukturen, mal jazzig, mal black-metal artig, fesseln stets auf neue und verlieren sich dabei nie in sinnlosem gefrickel.
    Die songs sind abwechslungsreich, originell und stecken voller überraschungen, mehrfaches durcHhören ist pflicht.
    Aber nicht nur der Intellekt wird angesprochen, auch das gefühl, entfernt sich vintersorg zwar von ausgetreten vikingerpfaden beschreitet er nur die eisig-strahlenden weiten der Metaphyisik, die wie eine fremdartige landschaft vor dem hörer ausgebreitet werden und erkundet werden wollen.

    Ein tolles Album und ein großer Sprung, vieleicht zu weit für viele Fans, aber das sollte einem geneigten hörer nicht dem Mut nehmen, es zumindest zu versuchen.

    10 von 10 Punkten.

    10/10
  5. Anonymous sagt:

    Nun hat der gute Vintersorg also seinen Weg in die Progressivität abgeschlossen und uns ein Meisterwerk um die Ohren geschmissen. The Focusing Blur ist wie sein Vorgänger ein Album, dass sich nicht nach dem ersten Hören erfassen lässt. Man muss definitiv sagen, dass wir hier nicht von "true Metal" sprechen sondern eher von absolutem Neuland. The Focusing Blur braucht seine Zeit. Man muss etwas in die Musik investieren aber man bekommt auch mehr als Genügend zurück. Ab davon, dass Vintersorg hier die beste Gesangsleistung aller Zeiten liefert, kommt ein totales Mischmasch der führenden Instrumente in den Songs dazu, was das Hören macnhmal wesentlich erschwert. Wie man bereits oben sieht, kommen viele Hörer mit diesem Album nicht wirklich zurecht. Ich persönlich muss jedoch sagen, dass es zusammen mit Cosmic Genesis die Krone des Vintersorg Sortimentes bildet.

    10/10
  6. michi sagt:

    Tolle Musik, die Vintersorg da machen. Natürlich ist das alles nicht immer ganz nachvollziehbar und manchmal auch wirr, aber der Facettenreichtum und die anspruchsvollen Melodielinien sind einfach unschlagbar grandios. Vor allem die Akustikgitarren und der klare Gesang strotzen nur so vor emotionalität. Für meinen Geschmack einer der besten Platten 2004, ohne zweifel.

    8/10