Andreas Hedlund hat mit seinem Baby VINTERSORG und mit seinem langjährigen Weggefährten und Gitarristen Mattias Marklund bereits einige Wandel hinter sich. Angefangen mit knackigem Black Metal, angereichert mit Folk- und Viking-Elementen, hat sich die Zwei-Mann-Truppe nach und nach immer weiter von ihren Roots entfernt, auch wenn sie diese nie verleugnet oder gänzlich ignoriert haben. Für viele stellen die ersten beiden Alben „Till Fjälls“ und „Ödemarkens Son“ nach wie vor das Highlight der Schaffensphase von VINTERSORG dar. Ich persönlich bevorzuge den atmosphärischen und teilweise hymnenhaften Charakter von „Cosmic Genesis“, während andere wiederum eher die progressivere Schiene von „Visions From The Spiral Generator“ und „The Focussing Blur“ als das ihre auswählen. Das letzte Album „Solens Rötter“ war dann irgendwie eine Mischung aus allem und weder Fisch noch Fleisch und umso gespannter dürften demnach alle sein, wie wohl „Jordpuls“ klingt, das aktuelle, frische Album der beiden Schweden.
Nach wenigen Songs wird bereits die Richtung deutlich. Es gibt nicht nur eine Weiterführung des mit „Solens Rötter“ eingeschlagenen Weges, sondern einen deutlichen Schritt nach vorne oder auch zurück, wie man es nimmt. Es fällt gleich zu Beginn auf, dass VINTERSORG häufiger mit ihrer Vergangenheit liebäugeln als auf den vorigen drei Alben. Herauskristallisieren tut sich dies vornehmlich in den wieder häufiger erscheinenden Uptempo-Passagen und dem Hang zu griffigeren Melodien, besonders beim Gesang Hedlunds. Zwischendurch werden regelmäßig Elemente eingeflochten, die man so auch auf den eher progressiven Werken der Band finden könnte, ohne diesen Aspekt allerdings komplett zu überreizen. Streicher und akustische Anteile sowie Hedlunds ungefährlicher Klargesang bekunden dann auch gerne mal die Folk- und Naturverbundenheit, wobei auch hier auf das gezielte aufmerksam gemacht werden sollte.
Insgesamt kann man von einem Album sprechen, das für alle Anhänger der Band, egal um welche Phase es sich handelt, etwas haben dürfte, das ihm/ihr gefällt. Die Frage ist halt nur, ob sich auch jeder mit sämtlichen Schaffenphasen der Band angefreundet hat, bzw. jetzt dazu bereit ist, dies zu tun. So abwechslungsreich „Jordpuls“ auch ist, ein wenig mehr Songdienlichkeit und eine klarere Linie hätten dem Album mit Sicherheit gut oder eher gesagt besser getan, denn hier und da verlieren sich VINTERSORG doch ein wenig zu sehr im „noch mehr und noch mehr und noch mehr…“. Weniger ist bekanntlich mehr und das sollte sich Kapitän Hedlung langsam mal auf die Stirn meißeln, wenn er mit VINTERSORG nochmal richtig auftrumpfen möchte.
Trotz aller Sympathie und durchaus guter Momente ist mir „Jordpuls“ ein wenig zu überfrachtet und stellenweise zu ziellos. Die Stärke von VINTERSORG lag meiner Meinung nach immer in den griffigen Stücken mit ihren tollen, hymnenhaften (Viking-)Melodien, nicht in der Fummelei an den Instrumenten. Für mich passt das so nicht rund zusammen. Aber das ist ja bekanntlich auch immer Geschmackssache…
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