Vincent Crowley - Anthology Of Horror

Review

Soundcheck Februar 2024# 13

„Anthology Of Horror“ ist das zweite Quasi-Soloalbum von VINCENT CROWLEY, seines Zeichens Ex-Mastermind der inzwischen aufgelösten Florida Death Metaller ACHERON. Musikalisch bewegt sich VINCENT CROWLEY zwar noch in derselben Nachbarschaft und bleibt im groovigen Death Metal amerikanischer Prägung verwurzelt, dieser wird aber um ein paar Elemente aus dem klassischen Heavy- und Doom Metal erweitert, was den Gesamtsound merklich offener als bei ACHERON gestaltet.

VINCENT CROWLEYs kleines Gruselkabinett

Auch thematisch lässt VINCENT CROWLEY seine ehemalige Hauptspielwiese hinter sich: Wie der Titel schon verrät, behandelt er auf „Anthology Of Horror“ nicht wie bei ACHERON schwarze Messen, Blasphemie und den Gehörnten, sondern verschiedene Mythen und Geschichten aus dem Horrorgenre. Vom mehrfach verfilmten Amityville Horror („Amityville’s Horror“) über die obligatorische Lovecraft-Adaption („That Which Lurks Below The Sea“) bis hin zu Jekyll und Hyde („Nowhere to Hyde“) arbeitet sich VINCENT CROWLEY hier an diversen Gruselklassikern ab, wozu auch die leichte stilistische Kurskorrektur durchaus passt.

Der Promotext nennt KING DIAMOND und CANDLEMASS sowie eben klassischen Heavy Metal und Doom als signifikante Inspirationsquellen für die musikalische Ausrichtung auf „Anthology of Horror“, was auch durchaus nachvollziehbar ist. Schleppende, schwer groovende Stücke wie „Under The Hanging Tree“ und „Madame Laveau (Voodoo Queen)“ sind trotz Death-Metal-Grundlage tief im traditionellen Doom Metal verwurzelt, während immer wieder eingestreute melodische Leads und Soli die Brücke zum klassichen Heavy Metal schlagen. „Nowhere to Hyde“ verzichtet sogar fast komplett auf Todesblei-Elemente und könnte ohne die garstigen Vocals von VINCENT CROWLEY als reinrassige Heavy-Metal-Nummer durchgehen.

Apropos KING DIAMOND, der kommt auf „Anthology Of Horror“ mit einer Coverversion von „Killer“ zu Ehren. Die Nummer vom oft verkannten Klassiker „The Spider’s Lullabye“ klingt in der Version von VINCENT CROWLEY interessanterweise etwas nach angeschwärztem schwedischem Melo Death, leidet aber wie die meisten KING DIAMOND/MERCYFUL FATE-Cover darunter, dass hier eben nicht der Dänenkönig selbst ins Mikro trällert. Ohne dessen theatralische Darbietung und das charakteristische Falsett bleibt „Killer“ zwar ein guter Song, büßt aber viel von seinem ursprünglichen Charme ein.

Horrortrip mit ein paar Längen

Die stilistische Kurskorrektur weg vom reinen Death Metal und hin zu mehr Elementen aus traditionellem Heavy- und Doom Metal ist grundsätzlich gelungen und auch passend. Denn im Prinzip versucht VINCENT CROWLEY, ein Konzept wie es zu einem KING DIAMOND-Album passen würde, in eine etwas extremere Form zu pressen, was ihm auch weitestgehend gelingt.

Die Mucke böllert trotz Umorientierung immer noch gut und besticht durch satten Groove, allerdings ist ein Großteil der Songs gefühlt ein bis zwei Minuten zu lang geraten; nur zwei Stücke gehen unter fünf Minuten durchs Ziel. Insgesamt ist das Material aber trotz einiger schöner Traditions-Leads und Soli zu simpel gestrickt, um diese Spielzeit immer sinnvoll zu füllen, weshalb bisweilen ein paar Längen entstehen. Solide Kost und eine klare Steigerung im Vergleich zu ACHERON bietet „Anthology Of Horror“ aber allemal.

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16.02.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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1 Kommentar zu Vincent Crowley - Anthology Of Horror

  1. Werner sagt:

    Hallo Hans,

    auf die Scheibe warte ich sehnsüchtig, mir hat das letzte Album supergeil gefallen – ich schreib dir dann, wie das neue bei mir ankommt!

    Schönes Wochenende!