Vile - Stench Of The Deceased

Review

„Schwester, wir haben hier einen Notfall! Bereiten Sie die 12 vor! Schnell!“ – „Irgendwelche Ausfälle?“ – „Kaum, aber trotz stark erhöhtem systolischem Bluthochdruck latent niedrige Reiz-Reaktionen auf die Umwelt, daneben massives Aggressionsverhalten in dauerhaftem epilepsie-nahem Zustand.“ – „Name des Patienten?“ – „Stench Of The Deceased, VILE, US-Bürger.“ – „Die 12 ist bereit. Hier entlang.“ – „Peridural-Anästhesie, bitte sechsfache Dosis , der Patient ist während der Untersuchung zusätzlich zu fixieren. War der Patient bereits vorstellig?“ – „Ja, Herr Doktor, 1999, derselbe Patient zeigte exakt dieselben Symptome, lieferte sich damals allerdings selbst ein. Diesmal wurde er von seinem Mutterlabel „Listenable Records“ eingewiesen.“ – „Hatten wir vergleichbare Symptome an Patienten in der Vergangenheit, Schwester?“ – „Sie sind neu hier? Hier kommen fast wöchentlich Personen rein mit vergleichbarer psychotischer Anomalie, gekoppelt mit selbigen pathologischen Merkmalen wie den vorliegenden: Akute Spasmen der Motorik, Herzjagen, vermehrte Schweißneigung und offenbar krankhafte Veränderung des Stimmfremitus während der Anfallsdauer, die an Symptome der Offenen Lungentuberkulose erinnert. Die bekanntesten Präzendenzfälle wurden in den Neunzigern unter den Namen CANNIBAL CORPSE oder MORBID ANGEL bekannt.“ – „Danke, Schwester, wir können nun beginnen. Skalpell! – Hmmmm… Diagnose: Keine bemerkenswerten Auffälligkeiten der einzelnen Organe. Alle arbeiten solide, keinerlei morbide Veränderung. Trotz (oder auch dank) andauernder stark erhöhter Pulsfrequenz ohne ernstzunehmende Unregelmäßigkeiten befindet sich der Patient in kontinuierlich stabilem Zustand. Offensichtlich führt eine intrazerebrale Druckzunahme zu einer affektiven Labilität, die das Agressionsverhalten des Patienten zwar in erschreckender Weise potenziert, für Kenner aber dank seiner fast apathischen Kontinuität berechenbar und somit kontrollierbar macht. – Schwester, war eine vegetative Anamnese des Patienten möglich?“ – „Eine Befragung?“ – „Ja.“ – Nein. Einen zunächst vermuteten ungemäßigten Alkoholabusus durch den Patienten jedoch möchte ich aufgrund der überaschenden kollektiven Funktionalität sämtlicher Organe ausschließen.“ – „Gut. Nadel und Faden bitte. Ich schließe.“ – „Weitere Behandlung?“ – „Die gute Nachricht: Keine infauste Prognose, keine manifeste Tollwut wie zunächst befürchtet. Der Patient ist stabil, dennoch nicht sehr immunstark gegen Krankheitserreger aus der Kritiker-Familie. Um ihm nicht zwei Pfund Neuroleptika verschreiben zu müssen, empfehle ich einen abwechslungsreicheren Lebenswandel, der sich anregend auf die Tätigkeit der einzelnen Organe auswirken sollte. Wenn er schon Regenrationsphasen ablehnt, dann sollte er doch wert auf Ernährungsvielfalt legen, um einer zu befürchtenden Hirnathropie entgegenzuwirken.“ – „Hirnathropie?“ – „Hirnschrumpfung, Sie Pfeife! Ach, sagen Sie, warum wurde er von seinem Mutterlabel nach der ersten Behandlung 1999 eigentlich erneut eingewiesen?“ – „Keine Ahnung.“ – Eine stationäre Aufnahme jedenfalls ist nicht nötig. Unsere CD-Player sind ohnehin überbelegt. – Im Übrigen: Den Erstsemestern unter den Anwesenden empfehle ich (Link).“

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29.04.2003

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2 Kommentare zu Vile - Stench Of The Deceased

  1. raven sagt:

    Da hat jemand echt zu viel ER gesehen…..

    5/10
  2. Anonymous sagt:

    Gutes Review, doch aus meiner Sicht ist das Album besser. Besonders "Abort the fetus" ist einer der besten Death Metal-Knaller, die ich jemals gehört hab!

    9/10