Wenn diese Veröffentlichung nur eine Minute und 18 Sekunden länger wäre, würde sie die Anforderungen für die Berücksichtigung in den Deutschen Album-Charts erfüllen. Aber somit erhält dieser selbstbetitelte Release das Prädikat EP. Veröffentlicht wurde sie von den kanadischen Thrashern bereits im Oktober vergangenen Jahres, aber das Best-of-YouTube-Label Petrichor hat sich nach sieben Monaten diesem „New Wave Of Old School Thrash Metal“-Upload nochmal angenommen.
„Video Nasty“ kombiniert Brutalität und Frische
Ihr Thrash fällt zugleich unnachgiebig und abwechslungsreich aus, wie das zuletzt THE CROWN eindrucksvoll demonstrierten. Das ist die große Stärke dieser Platte: Drummer Dava Callahan zeigt kein Erbarmen mit seinem Doublebass-Gewitter, Kyle Scott growlt mit voller Inbrunst die von Horrorfilmen inspirierten Texte und nicht zuletzt liegt es auch an der Gitarren-Fraktion. Sie verliert sich nicht in denselben Einheits-Riffs, sondern kann auch durch die Variation von Tonlagen die Angelegenheit frisch gehalten. All das ist umrahmt von einem wuchtigem, aber hallenden Sound.
Die Songs sind bei alldem durchdacht. Das zeigt sich in stilistischer Hinsicht, wenn die Gruppe in ‚Final Exam‘ den Bogen von NYC-Thrash zu Black Metal spannt und dann auch in einer dramaturgischen Sicht, wenn man sich die Anzahl der Breaks und Tempiwechseln ansieht, insbesondere in ‚Pieces‘. Zum Abschluss gibt es mit ‚Antichrist‘ noch ein SEPULTURA-Cover, welches vor allem diejenigen begeistern dürfte, die sich mit der geringen spielerischen und technischen Qualität des Originals schwer tun.
Ein Gaumenschmaus
Es nötigt einiges an Respekt ab, dass das kanadische Quintett praktisch aus dem Nichts eine so ausgereifte EP veröffentlicht hat. Sie zeigt, dass diese Debütanten einen mitreißenden Stil, respektable musikalische Fähigkeiten und ein Gespür für fesselnde Songs besitzen. Damit machen sie „Video Nasty“ zu einer überraschend unterhaltsamen Angelegenheit, welche der Sehnsucht nach der schweißtreibenden Energie eines Thrash-Metal-Konzerts Abhilfe schaffen sollte. Man darf gespannt einen längeren Output erwarten. Bis dahin heißt es: Thrasher und Horror-Film-Freaks dieser Welt, schaut auf diese Platte.
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