Victorian Halls - Charlatan
Michael 
Ganze drei Jahre hat es also gedauert, ehe das junge Quartett aus Chicago nach dem Release der ersten EP nun sein Debütalbum auf die Hörerschaft loslässt. “Charlatan“ lautet der Titel des neuen Werkes. Mit Scharlatanerie hat das Ganze jedoch eher wenig zu tun, im Gegenteil: Die Band um den charismatischen Frontkreischer Sean Lenart (For Fans Of Danny Stillman) liefert einen sehr ehrlichen und vor allem auch weitgehend geglückten Einstand ab. Doch schauen wir mal etwas genauer hin.
Die Musik in ein Genre einzuordnen, ist kein leichtes Unterfangen, denn die Einflüsse sind durchaus zahlreich. Punk Rock wird mit einer gehörigen Portion Noise und einigen netten Klavier-Melodien vermischt, Elektronikbeats ziehen sich mal zurückhaltend, mal dominant durchs gesamte Album. Im Kontrast zur sauber produzierten Instrumentalarbeit steht natürlich Sean Lenarts rotziger Gesang, welchen dieser zum einen sehr gekonnt und darüber hinaus auch durchaus variabel einzusetzen weiß, ob es nun die typischen rohen Krächzer oder leicht poppig angehauchte, durch den Filter gejagte Vocals sind. Der Mix weiß zu überzeugen. Eure Mütter werden es hassen.
Bis hierher klang doch alles schon recht positiv. Wieso also nur sechs Punkte? Das Problem ist altbekannt. Es scheitert wie so oft an der fehlenden Abwechslung. Mehr noch: Das erste Durchhören erwies sich als echte Herausforderung. Beim neunten Song war erstmal Schluss. Es ist ein anstrengendes Album, ungeachtet der relativ kurzen Spielzeit. Sehr schade, denn gerade die erste Hälfte des Albums überzeugt voll und ganz. Nummern wie “Glass Depth Mood“ oder “Black Maria“ stellen sich sogar als echte Ohrwürmer heraus. Leider schafft es das Album nicht, diese Qualität über die gesamte Spielzeit zu halten. Das Kochrezept der einzelnen Songs bleibt immer dasselbe, sie unterscheiden sich in ihrer Länge ebenso wenig wie in ihrem Aufbau. Aber hey, das hier ist schließlich nicht die neue Scheibe von DREAM THEATER, nicht wahr? In erster Linie soll das Album Spaß machen, und das macht es ohne Frage – leider kann es als Gesamtwerk nicht ganz überzeugen. Sechs Punkte für die gelungene erste Hälfte und das wirklich schöne Coverartwork.
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