Victor Smolski - Two Orchestral Symphonies

Review

Mit „Two Orchestral Symphonies“ bringen Drakkar Victor Smolskis orchestrierte Solo-Ausflüge „The Heretic“ und „Majesty & Passion – J. S. Bach“ als Doppel-CD-Re-Release auf den Markt. Müssen hier nun also alle „RAGE meets Orchester“-Fans zuschlagen, die das kompositorische Genie des Weißrussen erst in jüngerer Zeit mit Werken wie dem jüngsten „LMO“-Geniestreich kennengelernt haben?

Das Timing könnte nicht besser sein, haben RAGE ihre Orchester-Metal-Seite doch eben erst unter dem LINGUA-MORTIS-ORCHESTRA-Banner auf ein neues Level gehievt. Natürlich ist der geneigte Fan da auch neugierig auf das, was Saitenhexer und Komponist Victor Smolski in der Vergangenheit abseits von RAGE bereits an Orchester/Stromgitarren-Kooperationen geschaffen hat. Doch auch wenn man dem Label Drakkar dabei kommerzielles Kalkül unterstellen darf, so stellen sie hier zweifellos eine schöne Veröffentlichung zum fairen Preis in die Läden. Geld verdienen zu wollen ist schließlich keineswegs verwerflich und auch der geneigte Kunde dürfte hier auf seine Kosten kommen.

Inhaltlich unterscheidet sich dieser Re-Release praktisch nicht von den Original-Pressungen der beiden hier zusammengefassten Alben und richtet sich somit an diejenigen, die diese noch nicht besitzen. Neue Bonus-Tracks gibt es nicht, an der ohnehin hohe Klangqualität wurde nicht herumgeschraubt und sogar das Booklet entspricht weitestgehend einer inhaltsgleichen Zusammenfügung der beiden Originale.

„The Heretic“ widmet sich thematisch den großen Hexenverfolgungen und zitiert dabei auch einige historische Dokumente. Allerdings spielt das Textkonzept eine eher untergeordnete Rolle und wird bei weitem nicht so dramaturgisch in Szene gesetzt wie unlängst auf dem „LMO“-Album. Gesungen wird hier nicht, dafür hat Victor Smolski seine beiden damaligen RAGE-Mitstreiter Peavy Wagner und Mike Terrana mit an Bord geholt, um die deutschen bzw. englischen Textpassagen einzusprechen. Darüber hinaus gibt es auch einige russische Passagen, die der Saitenhexer selbst übernommen hat. Musikalisch dürften sich viele Rock-/Metal-gewohnte Hörer mit dem Werk eher schwer tun, es handelt sich eben um eine klassische Komposition, die die E-Gitarre als dominantes Solo-Instrument einbindet, sich dabei aber reichlich sperrig gibt. So dürften viele Smolskis spieltechnische und kompositorische Brillanz anerkennen, ohne mit dem Werk jedoch richtig warm zu werden.

„Majesty And Passion – J. S. Bach“ deutet hingegen schon im Titel an, dass es sich hierbei nicht um Kompositionen aus der Feder von Victor Smolski handelt, sondern lediglich um dessen Interpretation von Werken des großartigen Johann Sebastian Bach. Und da dieser bekanntermaßen einige der besten Ohrwurm-Melodien aller Zeiten verfasst hat, gibt sich diese Scheibe ungleich zugänglicher als „The Heretic“. Highlights wie das „Bourree“ erstrahlen dank Smolskis gefühlvollem Gitarrenspiel in rockigem Gewand, ohne dabei ihre tiefe Schönheit und Erhabenheit einzubüßen. Die „Suite 1“ versucht dabei, dem Zuhörer Bach auch als Menschen durch eine markige Dialog-Passage (natürlich in englischer Sprache) näherzubringen. Die Zitate sind clever gewählt und pointiert inszeniert, allerdings stört es ein wenig, dass ausgerechnet Mike Terrana den Komponisten selbst spricht, was diesem einen absolut unpassenden amerikanischen Akzent verleiht. Wie bei der Erstveröffentlichung sind die vier Stücke der „Destiny“-EP als Bonus-Tracks enthalten. Diese kommen ohne Orchester aus und zeigen Victors Smolski von seiner anderen kompositorischen Seite. An seine Arbeit mit Rage kommen die vier Titel nicht heran, runden aber immerhin dieses schöne Komplettpaket gut ab.

10.09.2013
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