Via Mistica - Testamentum

Review

Der Name und nicht zuletzt die Besetzung der Band, mit einem weiblichen Goldkehlchen am Mirko, das genretypisch stellenweise von einem männlichen Konterpart unterstützt wird, lassen doch deutliche Schlüsse zu, was einem in den nächsten knapp 60 Minuten geboten wird. Die Formation aus Polen um die Frontfrau Kaska, die auch gleichzeitig die Violine bedient, scheint alle Klischees des Gothic Rock zu bedienen, wartet jedoch Stellenweise mit einem kleinen aber feinen Detail auf. Man konzentriert sich nicht ausschließlich darauf, eine möglichst melancholisch, bedrohliche Grundstimmung zu schaffen, sondern streut immer wieder gar progressive Elemente ein. Die Kompositionen erhalten dadurch wesentlich mehr Tiefe und es gelingt, sich stellenweise doch etwas aus der Flut der Veröffentlichungen im Gothic Bereich abzuheben. Pianoparts in Kombination mit der Violine kreieren bei nahezu allen Stücken einen bedrohlichen Klangteppich. Richtig interessant wird diese Melange allerdings erst durch harte Gitarrenmelodien, die immer wieder drohen, das geschaffene Band der Traurigkeit zu zerreißen. Wer sich die Scheibe zu Gemüte führt wird deutliche Parallelen zu anderen Bands erkennen, die die Gothic Welle ins Rollen brachten. Besonders erwähnt sei an dieser Stelle das Erstlingswerk der Norweger Theatre Of Tragedy, bevor man sich am experimentellen Elektro-Pop mit Gothic Einflüssen probierte, an das sich Via Mistica zeitweise deutlich hörbar annähern. Verblüffend ist die Ähnlichkeit der Stimmen der beiden Frontdamen, wobei die Polin nie die Klasse von Fräulein Liv Kristine erreicht, da die Stimme manchmal ein wenig farblos und dünn klingt. Die männlichen Vocals, die auf dem Album leider etwas zu spärlich eingesetzt werden, sind eine nette Mischung aus tiefen Death-Growls und blackmetalartigen Kreischattacken. Auch wenn ein gewisses Talent für Harmonien zu erkennen ist und die Songs beim ersten Durchlauf zweifellos überzeugen können, so macht sich doch recht schnell eine gewisse Langeweile breit, da man sich zu sehr an bereits Dagewesenes anlehnt. Auch die Überlänge der Songs, mit recht eintönigen Passagen tragen nicht zum Langzeitspaß bei. Freude von Theatre Of Tragedy der ersten Stunde dürfen allerdings bedenkenlos zugreifen.

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26.10.2003

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