Man könnte meinen, diese Jungs wollten die frühen 90er Jahre auf Biegen und Brechen zurückholen. Die Zeiten, in denen sich IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY und ARCH ENEMY noch nicht mit Ausverkaufs- und Weichspülervorwürfen konfrontiert sahen, sondern als Speerspitzen des Schweden-Sounds abgefeiert wurden und maßgeblich an der Begründung eines Subgenres mitgewirkt haben. Denn nichts anderes als die vertonte tiefe Sehnsucht nach der ursprünglichsten und reinsten Form der Göteborger Schule ist „Visions In Verse“ und seine Erschaffer könnten unschwedischer kaum sein. VESPERS DESCENT stammen aus Australien, benehmen sich aber, als fließe nordeuropäisches Blut durch ihre Adern. Nach allen Regeln der Kunst zelebrieren sie auf Teufel komm raus die Auferstehung des klassischen Schwedentods aus seinen Trümmern und sträuben sich ums Verrecken vor modernen Einflüssen. Kaum ein Breakdown ist zu finden, lediglich ein Song greift auf cleane Vocals zurück, den Rest liefert Fronter Jacek Wolski exzellent in allen möglichen Timbres ab – nur nicht schwachbrüstig klar. „Visions In Verse“ ist old-school durch und durch, von den Melodieführungen als der Elchtod noch jung war über passende Blasts und irre schnelle Doublebass-Attacken bis hin zu Soli in der Geschwindigkeit eines Profis vom Konservatorium (gut, das ist recht modern) und einem traditionell gehaltenen Akustik-Instrumental. Über Sinn und Unsinn einer solchen Veröffentlichung mag diskutiert werden, denn das alles war schon einmal da. Wer aber noch einmal in alten Gefühlen schwelgen möchte und sowieso einen absoluten Hang zum Nostalgischen hat, der sollte hier unbedingt zugreifen.
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